2chris2 schrieb am 27.01.2019 16:00:
So ich raffe mich mal auf, heute einen längeren Kommentar zu verfassen.
Was mich stutzig gemacht hat, war die Zahl der Kriegstoten:
Nach dem Krieg meldete die sowjetische Regierung 670.000 Todesfälle in der Zeit vom Beginn 1941 bis Januar 1944, wovon die meisten durch Unterernährung und Unterkühlung verursacht worden waren. Einige unabhängige Schätzungen gaben viel höhere Opferzahlen an, die von 700.000 bis 1.500.000 reichen. Die meisten Quellen gehen aber von einer Zahl von etwa 1.100.000 Toten aus.[10][11]Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Leningrader_Blockade#Opfer_der_Zivilbev%C3%B6lkerung
Normalerweise neigen ja die Opfer dazu die Zahl zu erhöhen, wodurch die Grausamkeit der Angreifer deutlich wird.
Die von Ihnen insinuierte Diskrepanz der Zahlen erklärt sich ganz einfach.
1. In dem unmittelbaren Nachkriegschaos konnte überhaupt niemand genaue Zahlen angeben. Wie denn auch?
a) Für solche Zahlenspielereien standen zum einen kaum Ressourcen zur Verfügung, es gab schlichtweg Wichtigeres zu tun.
b) Typisch für die unmittelbare Nachkriegssituation war eine große Anzahl von sogenannten "Vermissten". Das waren Menschen, deren Schicksal noch nicht geklärt werden konnte.
2. Viele Opfer der Blockade sind erst in dem Moment an den Folgen des Hungers und der Entkräftung gestorben, als sie schon aus Leningrad evakuiert worden waren.
Häufig soll es zum Beispiel vorgekommen sein, dass die Menschen nach dem ersten Mahl in Evakierungstransport gestorben sind.
Sie wurden gewarnt, zunächst kleinere Mengen zu essen, weil die Verdauungsorgane die Nahrung nur noch schlecht verarbeiten konnten, aber konnten sich nicht beherrschen.
Das Ergebnis waren tödliche Koliken.
Selbstverständlich sind das Blockadeopfer.
3. Die sowjetische Regierung hat sich nach dem Sieg bemüht, die Zahl der Todesopfer/Verluste herunterzuspielen, also allenfalls die untere Grenze der Schätzungen zu verlautbaren.
Warum? Na um die Feier des mühsam errungenen Siegs nicht allzusehr durch den dafür nötigen Bluzoll einzufärben.
Gefühlsmäßig war doch ohnehin jedem klar, wie unvorstellbar hoch dieser Blutzoll war.
Bei den von Gorbatschow vermeldeten 27 Mio. an "demographischen Verlusten" (!), die von allen fälschlicherweise als 27 Mio. Tote wiedergegeben werden, finden wir nun wiederum das entgegengesetze Extrem. Die "demographischen Verluste" beinhalten nämlich definitionsgemäß auch die ungeborenen Kinder der tatsächlich während des Krieges zu Tode gekommenen Sowjetbürger.