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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Wie bitte?

Ammerländer schrieb am 19.08.2024 22:04:

Guckstu schrieb am 19.08.2024 13:05:

...
Tjaja, du klingst wie einer dieser Dürren, die glauben, Abnehmen sei eine reine Willensfrage.
Die wissen vom Abnehmen so viel wie ein Blinder von Sonnenuntergängen. Manch einer ist schon froh, wenn er es schafft, nicht weiter zuzunehmen...

Mein BMI: 24,4, also nicht dürr.

Doch, das ist recht dünn. Du hast damit keine Reserven für Krisenzeiten wie z.B. eine zehrende Erkrankung.
Die Limits der Gesundheitsgesellschaften sollte man nicht allzu Ernst nehmen, "mäßiges Übergewicht" wäre durchaus noch in Ordnung.

Aber dürr ist dann wahrscheinlich wirklich übertrieben.
Aber du klingst wie einer. Und auch als Normalgewichtiger hast du keine Vorstellung davon, wie das Leben mit Übergewicht aussieht; das zu reduzieren ist schwieriger als mit dem Rauchen aufzuhören.

Ich habe mich mal ausführlich mit der Willensfreiheit beschäftigt und dabei gelernt, dass selbst Drogensucht nur eine Willensfrage ist.

Diese Aussage wird dir jeder Suchtfachmann als Unsinn um die Ohren hauen.

Nur ist den meisten Drogensüchtigen der Preis der Abstinenz zu groß.

Der größte und wichtigste Teil dieses Preises ist, gegen die Sucht auch dann anzukämpfen, wenn man gerade schwach ist. Weil man Zurückweisung erfährt, weil man keine Resilienz mehr hat, weil irgend jemand einem etwas zusteckt, weil man meint, man seit jetzt entwöhnt und könne es wieder riskieren, weil man PMS hat, weil man einen Sonnenstich hat, weil man übermüdet ist, weil weil weil.
Da spielt teils Dummheit eine Rolle, teils ein Augenverschließen vor der Wahrheit (was jeder Mensch ein Stück weit tut), teils aber eben wirklich Schwächen aus äußeren Umständen.

Ich sehe nicht ein, warum das bei all den Schwergewichtigen anders sein soll.

Ist es auch nicht.
Wenn man den Drang zum Essen als Sucht ansieht, dann ist die Sucht nach Essen von so vielen ganz grundsätzlichen Überlebensmechanismen im menschlichen Körper unterstützt, dass einem nur noch schwindlig wird.
Eine Sucht, die nur an den Opiatrezeptoren ansetzt wie z.B. Heroin ist dagegen ein Kindergeburtstag.

Z.B.:
Hunger macht schlechte Laune, schon deshalb will manch einer essen.
Wer das aushält, ist dann im sozialen Umgang unausstehlich, erfährt Zurückweisung -> Schwäche.
Hungern schaltet den Stoffwechsel in einen Spargang. Weiteres Abnehmen verschärft das noch, und wenn die Diät beendet wird, schaltet der Körper sofort in den Aufholmodus und sendet umso stärkere Hungersignale.
Wenn man Diät macht, wird teilweise eher Muskelmasse als Fett abgebaut. Man muss körperlich sehr aktiv sein, um das zu verhindern. Menschen mit Übergewicht haben oft sowieso Schwierigkeiten mit körperlicher Bewegung, aber nach so einer fehlgeschlagenen Diät haben sie noch weniger Kraft und tun sich noch schwerer damit, überhaupt ein Bewegungsprogramm zu machen.

Die These der meisten Schwergewichtigen, dass sie nur sehr wenig essen und trotzdem zunehmen, verträgt sich mit dem Energieerhaltungssatz nur schlecht.

Das ist oft tatsächlich gelogen, oft genug in die eigene Tasche, aber so absolut wie du das mit dem Energieerhaltungssatz formulierst ist das auch nicht.

Es gibt Menschen mit erhöhtem und niedrigem Grundumsatz, es gibt Menschen mit mehr und mit weniger Muskelmasse (die sowohl Grundumsatz als auch Arbeitsumsatz haben), es gibt Menschen mit leichten, nicht behandlungsbedürftigen Fett- oder Zuckerresorptionsstörungen ("schlechte Futterverwerter"), des gibt Menschen mit überaktiver oder unteraktiver Schilddrüse.
Es gibt Menschen, die vertragen ein abwechslungsreiches Essen gar nicht. Teils wegen falscher Gewöhnung, teils wegen falscher Darmflora, teils aus genetischen Gründen bzw. krankheitsbedingt, siehe zB. Zöliakie oder Morbus Crohn. Die essen dann sehr wenig, aber zu einseitig und dann entgleist die eine oder andere Stoffwechselregulierung.

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