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  • M.O.I Abt. Wiederbeschaffung

mehr als 1000 Beiträge seit 30.03.2020

Re: Ne, das ist durch die Naturgesetze so ein Automatismus ...

Ludwig schrieb am 19.10.2023 09:21:

Das ist zwar keine Raketenwissenschaft, hat aber mit Chemie zu tun. Bildungsmäßig sind unsere Politiker aber da genau so schwach aufgestellt.

"Wenn BASF jetzt Teile der Anlagen zur Produktion von Ammoniak aus Gas abbaut, ist das also vielleicht nicht unbedingt nur eine Folge der (unnötig) hohen Gaspreise."

Hohe Gaspreise - der Cracker wird ausgestellt ...
Ohne Cracker - kein Ethylen, Propylen und vor allem kein Wasserstoff
Kein Wasserstoff - die Ammoniak Herstellung wird eingestellt ...
Kein Ethylen/Propylen - keine Kunststoffherstellung
Keine Kunststoffherstellung - die Produktion von PVC wird eingestellt
Keine PVC Produktion - die Herstellung von Salzsäure und Natronlauge wird eingestellt...

Die petrochemische Industrie ist in Deutschland in Clustern aufgestellt, den sogenannten Olefinverbünden (Ludwigshafen, Burghausen, Köln Godorf etc.). Dort sind die Cracker an Wasserstoff und Ethylen Ringleitungen angeschlossen aus denen die weitere Produktion Downstream erfolgt. Wasserstoff wird für Ammoniak und Harnstoff benötigt. Ethylen zur Produktion von Kunststoffen und Tensiden. Angeschlossen sind auch PVC und Alkali-Elektrolyse Anlagen. Das bei der Herstellung von Natronlauge anfallende Chlor wird quasi in der PVC Herstellung "verklappt". Dabei wiederum fallen große Mengen an Salzsäure an.

Die hohen Gaspreise führen zu einem Herztod der wichtigsten Industriezeige mit durchweg hohen Arbeitslöhnen. Es ist schon peinlich die Automobilindustrie zu verlieren. Aber während das ein schleppender Tod ist wird es bei der Großchemie richtig fix gehen.

Ja, durchaus richtig, da hängt schon vieles zusammen. Aber wohl nicht im Falle der Anlage zur Düngemittelproduktion, die BASF nun stilllegen will.

Und natürlich ist ärgerlich, dass bei dem ganzen Energiedebakel ganze Bereiche mit hoher Wertschöpfung draufgehen. Es ist zwar klar, das unter Klimaaspekten da vieles verändert werden muss, nur brauchen die Umstellungsprozesse Zeit. Zeit, die man nun wegen der unglücklichen Energiepolitik eben nicht mehr hat.

Es scheint keiner Habeck und Co. gesagt zu haben was hohe Gas- und Ölpreise in einigen Bereichen real zu bedeuten haben.

Und noch einmal, die Chemie Multis sind produktionsmäßig so aufgestellt, daß sie ihre Produktion ziemlich einfach verschieben können. Richtig brennen "tut" die Hütte wenn die anfangen global neue Investitionen zu tätigen. Dann gibt es auch kein Zurück mehr.

Ach, es gibt immer ein "Zurück". Müssen nur genug "Lockmittel" ausgelegt werden. Wer weiß schon, wie die Welt in 10 Jahren aussieht. Und mit Zöllen auf Stickstoffprodukte wurde die chemische Industrie schon einmal gerettet.

Was aber ein wichtiger Aspekt ist - die bislang hohe Wertschöpfung hat gute (bzw. gut bezahlte) Arbeitsplätze ermöglicht. Die sind dann mal weg und neue Investoren lockt man nur mit billigen Arbeitskräften. Da ahnen wir schon, was demnächst gepredigt wird.

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