Charcharoth schrieb am 11.03.2024 18:16:
Hmm, dann war Sprache allerdings schon immer absolutistisch.
Allenfalls Plansprachen wie Esperanto waren SCHON IMMER absolutistisch.
Sprachen, die keine Plansprachen sind, haben sich die längste dezentral entwickelt.
Auch Deine wurde mal von oben verordnet.
Ausgerechnet iim deutschsprachigen Raum wo überhaupt erst 1871 ein dominanter Nationalstaat entstand, soll SCHON IMMER die Sprache VON OBEN verordnet gewesen sein?
Ist nicht Dein Ernst, oder?
Richtig ist allenfalls, dass es PUNKTUELL absolutistische Eingriffe in die deutsche Sprache gegeben hat.
Wer weiß, wie sich das Standarddeutsch entwickelt hätte, wenn man historische Reformen hätte basisdemokratisch absegnen lassen. Ich fürchte gar, die Leute hätten sich nie auf eine gemeinsame Form verständigen können ;-).
STANDARDISIERUNG geht auch ganz prima von unten durch Abstimmung mit den Füßen, denn die Mehrheit der Menschen hat ja ein Interesse daran, sich gegenseitig zu verstehen. Man nennt das dann auch "De-facto-Standard". Die Beamtenpost hat vergeblich jahrzehntelang versucht, das Wortungetüm "Fernsprecher" zu etablieren. Durch Abstimmung mit den Füßen wurde trotzdem "Telefon" zum De-facto-Standardbegriff, den jeder versteht. Auch der fortwährende Kampf obrigkeitsgläubiger Zeitgenossen gegen Anglizismen scheitert regelmäßig, dass das böse Fußvolk durch Abstimmung mit den Füßen Lehnwörter aus anderen Sprachen als De-facto-Standardbegriffen etabliert.
VEREINHEITLICHUNG im Sinne von Vereinfachung der Regeln ging hingegen regelmäßig nur durch obrigkeitsstaatliche Eingriffe, weil die Kosten/Nutzen-Abwägung durch die Sprachverwender regelmäßig zuungunsten derartiger Vereinfachungen ausgeht.
Wie die deutsche Sprache dann aussähe lässt sich leicht beantworten: Insbesondere die Rechtschreibung wäre noch willkürlicher, ähnlich wie die englische Rechtschreibung, die von obrigkeitsstaatlich verordneten Vereinfachungen schon länger verschont geblieben ist. Wäre das ein schlimmer Nachteil? Wohl eher nicht. Jedenfalls hält es die wenigsten Menschen davon ab, Englisch zu lernen.