In der Tendenz nicht unbegründet, aber in seiner einseitigen Zugespitztheit übers Ziel hinausschiessend. Es ist schon eher lächerlich, zu behaupten, Gendern führe an und für sich auf quasi direktem Weg zur AFD, wenn es in manchen Fällen auch dazu beitragen mag. Und es spricht eine gewisse intellektuelle Arroganz aus der Behauptung, Menschen würden allein aus solchen formalen Gründen ihr Vertrauen in Mainstream-Medien verlieren. Dazu bedarf es schon gewichtiger inhaltlicher Gründe.
Seltsam mutet die das inhaltlich abgesteckte Feld verlassene Behauptung an, die angeblich aus puren Quotengründen eine Zeitlang das deutsche Verteidigungsministerium führende Frau, habe der Ukraine ein Jahr gekostet. Was man nur als uneingeschränkte Unterstützung des aktuellen, in hohem Masse bellizistisch gesinnten Amtsinhabers verstehen kann. Ich würde hier, dem Beispiel Dell'Aglis folgend, ohne weitere Argumente die gegenteilige Sicht für berechtigt halten.
Gewiss aber steht die regierungsamtliche Einführung des schriftlichen Genderns pars pro toto. Damit wird nicht nur eine sprachliche Veränderung aufoktruiert, sondern ein ganzes ideologisches Programm ventiliert, verbunden mit der recht aggressiven Mitteilung, wer dieses nicht unterschreibe, sei hoffnungslos retro. Dies ruft nicht nur bei der eignen Bevölkerung Widerspruch hervor, sondern ist ein wesentliches Element des Verfeindungsdenkens gegenüber allen Gesellschaften, die aus welchen Gründen auch immer, auf traditionelle Vorstellungen zu Geschlechterverhältnis und Sexualität beharren. Das ist nur deshalb schon fragwürdig, weil die nun gepriesene Toleranz eine auch im Westen sehr neuentdeckte ist und z. B. die Ablehnung der Homosexualität lange Zeit gerade in diesem Kulturkreis besonders aggessiv betrieben wurde. Was sich heute als kulturpolitische Avantgarde geriert, war lange das Gegenteil davon.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.03.2024 14:57).