... weil allen Beteiligten unklar war, was dieser eigentlich bedeuten würde.
Ja schau mal an, Wahlen und Abstimmungen sind politische Willensbekundungen über eine RICHTUNG (Politik für Reiche oder für Arme, Brexit oder Remain).
Was für eine Neuigkeit. Wer hätte das gedacht?
Was habe ich mich immer über die Jammerei amüsiert, dass beim Referendum die "betrogenen Wähler" ja nicht abstimmen konnten, ob sie einen harten, einen weichen, einen grünen oder einen violetten Brexit wollten. Eigentlich wäre diese Abstimmung ja schon deswegen unzulässig, weil den armen Wählern kein 800-seitiges voll ausgearbeitetes Konzept für jede einzelne Brexit-Variante vorgelegt wurde, damit sie auch wissen könnten, was auf sie zu kommt.
Die Brexitwähler wollten einfach raus aus der EU, so simpel ist das. Denn was ihnen die Mitgliedschaft brachte, wussten sie ja nun, und es hat ihnen offensichtlich nicht gefallen. Und ja, in Wahlen und Abstimmungen darf jeder Wahlberechtigte auch dann abstimmen, wenn er weder Wahlprogramme noch (Anti-)Brexit-Studien gewälzt oder Glaskugeln befragt hat. Und ja, für die Verlierer galt schon immer, dass sie mit der Mehrheitsentscheidung leben mussten.
Die Parallelen zum Brexit sind hier frappierend und reichen von der virtuellen Mehrheit (auch 2019 hatten die verschiedenen Remain-Parteien trotz Mandatsniederlage eine Stimmenmehrheit)
Und weiter wird dieses Märchen aufgewärmt, wobei unterschlagen wird, dass - genau so gespalten wie das Land - Labour auch zu rund der Hälfte aus Remainern und Leavern bestand. Und nein, das gilt für die Anhänger der Tories nicht gleichermaßen, denn die Tories waren keine Wackel-Partei wie Labour, sondern haben sich eindeutig auf den Brexit festgelegt. Es wäre also unsinnig, wenn ein Tory-Remainer DIESMAL Tories gewählt hätte. Dafür gab es ja die LibDems, die sowohl für Tories wie für Labour-Remainer eine problemlos akzeptable Alternative gewesen wären - DIESMAL, um den Brexit zu verhindern. Nur komischerweise waren deren Zuwächse minimal.
Geraden WENN man sein Mehrheitswahlrecht und deren Probleme kennt, setzt man doch nicht auf Wackelkandidaten, sondern auf Sieg. Tories und Brexit-Partei haben es doch auch geschafft, ihre Kräfte zu bündeln.
Und somit komme ich bei 43,6 % (Tories) plus 2 (Brexit-Partei) plus 16,2 (Hälfte von Labour) bereits auf knappe 62 Prozent für Leave. Selbst wenn man annimmt, dass doch einige verirrte Remainer Tories gewählt haben, gibt es diese stets behauptete Mehrheit für Remain nicht. Vielleicht wäre ein zweites Referendum doch nicht so schlecht gewesen, da ein paar Illusionen zu zerstören.
Die Rache an Labour wirkt an der Wahlurne bis zum heutigen Tag nach.
Ach du lieber Himmel. Ich mag den Blair überhaupt nicht, aber ihm jetzt noch eine Teilschuld am Wahlergebnis zuzuschieben - nee.
Johnson könnte den Austritt äußerlich vollziehen und gleichzeitig äußerlich fast alle Vereinbarungen aufrechterhalten.
Hört doch endlich auf mit euren feuchten Träumen und seht nach vorn. Warum sollte er das tun? Der ist nicht so blöd, wie ihm immer gern unterstellt wird.
Beispielsweise verstaatlicht Johnson Bahngesellschaften (genau das wollte auch Corbyn tun), weil er weiß, dass das gut ankommt.
Ja und? Wird er jetzt ernsthaft dafür kritisiert, dass er eine Entscheidung im Sinne einer Mehrheit trifft?
Wenn Boris Johnson nicht liefert und ökonomischer Erfolg auf der Insel ausbleibt, dann wird ihn und seine Partei die Strafe für die schwerwiegende Entscheidung des Brexit ereilen. Die Bevölkerung weiß, dass sie nun mit Boris allein auf der Insel ist, denn Brüssel wurde aus dem Spiel genommen.
Aber ganz im Gegenteil. Schließlich stehen die Verhandlungen mit der EU über die Gestaltung der künftigen Beziehungen ja erst noch an. Natürlich kann Johnson dann mit dem Finger auf die EU zeigen, wenn es nicht läuft - besonders dann, wenn die EU ihren Anhängern wieder weis macht, wie sehr Johnson "eingeknickt" sei, und ihm damit auch noch die Steilvorlage für eventuelle Schuldzuweisungen liefert.