Ich mache den Mist jetzt als Arbeitnehmer und Betriebsrat seit Ende letzten Jahres und kann nur bestätigen, dass das das wirklich Letzte ist.
Den Kontakt zu Kollegen im Job würde ich auf max. 5% vom normalen Umfang beziffern.
Aufgrund maximaler Netzbelastung im Inter- und Intranet zeitweise ständige Verbindungsabbrüche, Zugriffszeiten aufs Firmennetz jenseits von gut und Böse. Der normale Job ist dadurch kaum zu schaffen.
Als Betriebsrat fehlt komplett der Kontakt zu Kollegen auch außerhalb der eigenen Abteilung, die du ja schließlich auch zu vertreten hast.
Dann ständig diese beschi...nen Teams-Sitzungen. Nach 5-6h Teams am Tag willst du nix mehr. Die Augen sind eckig und der Schädel ist dicht und du hast doch nicht die Hälfte von dem geschafft, was in Präsenz locker möglich gewesen wäre. Die Hälfte der Teilnehmer hat keine Kamera oder diese werden gleich ganz wegen der fehlenden Bandbreite ausgeschaltet. Dann darfst du bei 10 Teilnehmern jedes mal raten, wer da gerade spricht.
Teamarbeit? Gehört ins Reich der Phantasie. Die Hälfte dieser "Teams" erreichst du ja nicht mal. Die stempeln morgens ein und dann wird die Küche tapeziert oder es geht nochmal zurück in die Koje zu Mutti. Gibt ja diese netten USB-Pröppel, die ne Maus simulieren. Da wird der Bildschirm den ganzen Tag nicht kalt. Das sind auch in der Firma vor Ort schon immer Industrieschauspieler gewesen, aber jetzt müssen sie sich gar nicht mehr bemühen, ihr Schmarotzerdasein auf Kosten der Kollegen zu verstecken. Sieht ja keiner mehr.
Für mich das Schlimmste ist diese gefühlte völlige Vereinsamung zuhause. Du siehst und hörst keine Kollegen mehr. Wenn du Feierabend hast, kannst du zwar noch Bier holen, aber keine Freunde treffen. Nach der ganzen Teams-Quasselei hast du zum telefonieren auch keinen Bock mehr. Das ist staatlich geförderte Entfremdung. Teile und herrsche. Aber besaufen darfst du dich noch.
Zu guter Letzt fragt dich auch keiner, was der Strom für den ganzen Elektroschrott auf deinem Schreibtisch kostet. Dein "Arbeitszimmer" kannst du auch für nix anderes mehr benutzen, musst es aber trotzdem beheizen und ggf. die Miete dafür berappen. Wenn du denn überhaupt eines hast und nicht mit dem Schlepptop in der Küche oder am Bügelbrett sitzt und dir deine Brut noch im "Homeschooling" auf die Nerven geht, während Mutti dazwischen noch kocht. Und anschließend hast du am selben Ort Feierabend, an dem du acht Stunden gearbeitet hast. Und hast trotzdem nicht für dich selbst malocht, sondern dafür, dass ein anderer noch reicher wird.
Dafür spart dein Arbeitgeber lustig jede Menge Energiekosten, muss die halbe Bude kaum noch heizen oder kann sich gleich ganz die Betriebskosten für ganze Bürogebäude sparen.
Und wenn er seine Belegschaft dann schon mal so schön von einander entfremdet hat, kommen die auch nicht mehr auf die Idee, sich vielleicht mal zusammen zu tun und aufmüpfig zu werden. Streiken im Homeoffice ist auch irgendwie Scheiße.
Quasi eine win-win-win-win- usw.-Situation. Nur, dass du als Malocher von keinem der Win's wirklich was hast, weil du finanziell da grundsätzlich den Kürzeren ziehst. Du zahlst nur drauf. Finanziell, nervlich, letztlich gesundheitlich. Und damit meine ich nicht dieses alberne Virus.
Es ist echt nur noch zum kotzen.
Ich freue mich aber auf weitere Artikel dieses Autors. Der kommt von der (Arbeits-) Front und weiß, wovon er redet.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.05.2021 18:11).