Genau das hatte ich während des 1. Lockdowns weitestgehend gemacht. Und festgestellt, dass immer dann mehr herumkam, wenn ich ausnahmsweise mal auf alternative Konzepte gewechselt habe, insbesondere mit höheren asynchronen Lernanteilen.
Bei den späteren Lockdowns habe ich eher Aufgaben in den Mittelpunkt gestellt, kollaborative Zusammenarbeit zwischen Schülern im Online-Unterricht dezentraler organisieren lassen, Grundlagen für Diskussionen asynchron auf Foren oder Padlets erstellen lassen, bevorzugt individuelles Feedback gegeben und Videokonferenzen nur noch in Notfällen und eher zur allgemeinen Klärung oder bei Besprechungen veranstaltet. Und das lief insgesamt besser, während die Videokonferenzen, die doch stattfanden, eigentlich eher qualvoll waren. Nach meiner Erfahrung würde ich also eher sagen, jede Videokonferenz, die man vermeiden kann, ist ein Gewinn. Und wirklich lohnen tun sich solche ViKos oder Chats nur, um einen Kanal während der Bearbeitungszeit für Rückfragen freizuhalten - als solche zusätzliche Möglichkeit für einzelne Schüler oder Schülergruppen, um schnell Fragen zu klären oder Anstöße zu holen, funktionierte das Format dann auch.
Ansonsten habe ich insgesamt mehr und im Durchschnitt bessere Ergebnisse von Schülern im Distanzunterricht, als ich sie im Präsenzunterricht je bekommen habe. Aber nur dann, wenn ich nicht versuche, Präsenzunterricht in Videokonferenzen 1:1 online abzubilden.
Was als Problem bleibt, sind die ca.20 % Schüler, die online massive Probleme bei der Teilnahme zeigen, aus unterschiedlichen Gründen. Man sollte also auch darauf achten, Fernunterricht differenzierter zu betrachten, als pauschal von einer "verlorenen Generation" zu sprechen. Es ist eher eine kleine, aber fest umrissene Teilmenge der Schüler, die durch die gegenwärtige Situation massive Nachteile erleiden, und um die man sich dementsprechend auch gezielt speziell kümmern sollte.
Oft sind das Schüler, die auch im Präsenzunterricht schon mit Problemen auffallen, die sich dann im Fernunterricht vervielfachen und die Schüler ganz aus dem System fallen lassen, und nicht für jedes der verantwortlichen Probleme wüsste ich eine Lösung, um das auffangen zu können.
Aber insgesamt geht es doch wohl eher darum, gezielte Maßnahmen und gezielte Förderungen an die richtigen Schüler zu bringen, als darum, nun mehr Videokonferenzen zu veranstalten oder einfach stur den üblichen "Stundenplan" mit den üblichen Methoden abzuarbeiten, als säßen alle zusammen im Klassenzimmer.
Es wäre nett, wenn die Politik nach der Krise für genau diese Schüler auch gezielte Förderungen anbietet, damit sie wieder Anschluss finden. Für einige dieser Schüler würde es vermutlich auch schon helfen, ihre technische Ausstattung und die Arbeitsmöglichkeiten im Fernunterricht zu erhöhen - wenn einzelne Schüler nur mit Handy und limitiertem Datenvertrag am Unterricht teilnehmen können, merkt man das genauo so, wie wenn sie zuhause gar keinen Platz haben, um ruhig zu arbeiten. Aber ich nehme an, da hofft man auf kurzfristige Verbesserungen wohl eher vergebens - aber für nachbessernde Maßnahmen hätte man zumindest noch Zeit, wenn man sich mal zu einer längerfristigen Planung aufraffen kann.