Weil: selbst wenn es gelänge, eine strukturelle Momentaufnahme auf Nanometer-Niveau zu erhalten (Nano-Roboter, gleichzeitig? oje...) - dann müsste man die ja noch DEUTEN können im Sinne der mit dieser Struktur, ab da, als Ausgangspunkt, zu simulierenden physiologischen Abläufe. Aber wir verstehen ja noch nichtmal den Zellstoffwechsel der simpelsten Mykobakterien. Und es bleibt auch nicht dabei; denn dieses simulierte Hirn muss ab dann (oder spätestens, wenn es "erweckt" wird) einen ihm adäquaten sensorischen Input bekommen; und... naja, wenigstens auf ALS-Niveau (also so wie Stephen Hawkins) einen Signal-Output-Kanal. Ob es dann ein glückliches Hirn sein wird? Oder auch nur ein NORMALES?
Die Denkweisen, die hinter diesen Phantastereien stecken, sind historisch WEIT zurück angesiedelt. Wenn man es SEHR optimistisch deutet: Irgendwo im frühen 17.Jahrhundert. Eher aber irgendwo in der Renaissance. In jedem Fall aber sind sie: Vormodern.
Wir können heute übrigens nichtmal ein Tintenfischhirn simulieren, und das soll auch so bleiben. Nicht dass sie jetzt anfangen an denen rumzuschnippseln.
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Ich möchte mal neben den Begriff der "Intelligenz", der sich offenbar leicht mit etwas wie "künstlich" oder "simuliert" verbinden lässt, einen zweiten stellen, nur so zum Vergleichen: Personalität. (Und da darf man auch denken an: Zurechnungsfähigkeit, verstehbar, normal (normaler Erwachsener), vernünftig/rational, entscheidungsfähig und verantwortlich usw).
Warum sollte man sowas simulieren? Da gibts doch schon genug.
Und... ist es eigentlich überbietbar? (Hierzu, immer noch vormodern, zu empfehlen der erste Satz aus Descartes Discours:
"Der gesunde Verstand ist das, was in der Welt am besten vertheilt ist; denn Jedermann meint damit so gut versehen zu sein, dass selbst Personen, die in allen anderen Dingen schwer zu befriedigen sind, doch an Verstand nicht mehr, als sie haben, sich zu wünschen pflegen. Da sich schwerlich alle Welt hierin täuscht, so erhellt, dass das Vermögen, richtig zu urtheilen und die Wahrheit von der Unwahrheit zu unterscheiden, worin eigentlich das besteht, was man gesunden Verstand nennt, von Natur bei allen Menschen gleich ist, und dass mithin die Verschiedenheit der Meinungen nicht davon kommt, dass der Eine mehr Verstand als der Andere hat, sondern dass wir mit unseren Gedanken verschiedene Wege verfolgen und nicht dieselben Dinge betrachten. Denn es kommt nicht blos auf den gesunden Verstand, sondern wesentlich auch auf dessen gute Anwendung an. Die grössten Geister sind der grössten Laster so gut wie der grössten Tugenden fähig, und auch die, welche nur langsam gehen, können doch weit vorwärts kommen, wenn sie den geraden Weg einhalten und nicht, wie Andere, zwar laufen, aber sich davon entfernen.
Ich selbst habe nie meinen Geist im Allgemeinen für vollkommener als den Anderer gehalten, aber oft habe ich mir die schnelle Auffassung oder die scharfe und bestimmte Vorstellungskraft oder das gleich umfassende und schnelle Gedächtniss Anderer gewünscht. Nach meiner[20] Einsicht dienen nur diese Eigenschaften zur Vervollkommnung des Geistes; denn wenn auch die Vernunft oder der Verstand allein uns zu Menschen macht und von den Thieren unterscheidet, so möchte ich doch glauben, dass dieser in Jedem ein Ganzes ist, und hierin den Philosophen beitreten, welche das Mehr oder Weniger nur bei den Accidenzen annehmen, aber nicht bei den Formen oder Naturen der Einzelnen einer Gattung."
Der letzte Satz hat es in sich: Ein MEHR ODER WENIGER Personsein gibt es nicht.
Sehr angemessen zum Beispiel die Frage, was ein oder der Gott uns dann (uns zwar prinzipiell uneinholbar) voraushaben soll. Oder eine "KI" (die "Person" sein soll).
Nun ja. Descartes galt nicht umsonst als Krypto-Atheist. Vielleicht sogar... malgré soi.
Allmacht, Allwissen, All-Intelligenz... die Steigerungen kennen keine Grenzen. Genau das ist ihr begrifflicher Mangel...