Erschaffung des Kybionten; eine Herausforderung?:
Der Text könnte den Eindruck erwecken, als sein die Entwicklung
des Kybionten ein durch den Menschen bewusst erlebter und willentlich
herbeigeführter Vorgang. "Eine gigantische Aufgabe", wie es heisst
- Ein Projekt, bei dem der symbiotische Mensch seinen Wirtsorganismus
Kybiont erkennt und bewusst aufbaut. Die heutige Realität sieht
jedoch ganz anders aus. Die Bewusstheit des Menschen reicht in den
meisten Fällen nicht einmal aus, um die eigene individuelle
Realität einigermaßen zu erfassen, noch diejenige einer
höheren planetaren Wirklichkeit. Natürlich existiert ein hohe
Ebene an menschlicher Bewußtheit, die einigermaßen in der
Lage ist jene Zusammenhänge zu erkennen und geschickt zu lenken,
aber leider nur in einem erschreckend kleinen Anteil. Daher ist es
zweifelhaft, ob dieser kleine Bewußtseinsanteil ausreichend
Energie aufbringen kann, um aktiv und vernünftig an der
Entwicklung des Superorganismus zu arbeiten. Die Regel sieht also vor,
dass der Mensch unbewusst und chaotisch an der Schaffung des Kybionten
teilhat, da er viel zu sehr in seiner Subjektivität gefangen ist,
um Partner und Kreator zu sein.
Die Erde; eine Maschine?:
Die Beharrlichkeit vieler Technologen nichttechnische Systeme als
Maschine zu bezeichnen, ist immer wieder erstaunlich. Die Gleichung
Erde=kybernetische Maschine geht genausowenig auf wie Mensch=Maschine.
Solange keine umfassende mathematische Erfassung möglich ist,
können ähnliche Funktionen nicht als Beweis für eine
Maschinisierbarkeit gelten. Die Tatsache, dass einzelne biologische
Vorgänge scheinbar determiniert sind, täuscht über die
reale Nichtvorhersagbarkeit des ganzen Systems hinweg. Die
optimistische Einstellung, dass man eines Tages ein nahezu komplettes
Wissen über lebende Systeme entwickeln wird - sofern man nur genug
Zeit darin investiert - ist gewiss lobenswert, aus heutiger Sicht
jedoch nicht viel mehr als ein Wunschdenken. Komplexe Systeme kann man
nicht alleine durch die Erforschung und Katalogisierung ihrer
Einzelteile begreifen.
Müll:
Das die symbiontische Verbindung des Kybionten mit Gaia, wegen der
Verkapselung von Müll und Umweltverschmutzung, noch nicht so gut
funktionniert ist nicht schlüssig. Möglicherweise läutet
dieser Vorgang den "natürlichen" Alterungsprozess des Kybionten
ein - ähnlich dem biologischen Alterungsprozess durch die
ständig zunehmende Anzahl der behindernden Verkettungen, in den
Zellen. Wenn man ein planetarisches System schon als Organismus
bezeichnet, kann die Möglichkeit einer begrenzten Lebensdauer
ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
Bewusster Kybiont:
Trotz der Tatsache, dass der Kybiont Mechanismen für seine
Selbsterhaltung besitzt, ist er ein vollständig unbewusstes
System. Lediglich lokale Subsysteme besitzen mehr oder minder
Bewusstheit. Ein lokales Bewusstsein kann, wegen der Begrenzung des
Raumes, den Kybiont jedoch nicht als Ganzes erfassen. Lediglich eine
unphysische zukünftige Intelligenz könnte in der Lage sein
das Bewusstsein des Kybionten zu bilden, da sie nicht mehr den
biologischen Raum-Zeit-Schranken unterworfen wär. Eine solche KI
würde ein globales Planetenbewusstsein zeigen, nachdem es sich
gegen alle anderen konkurierenden KI-Systeme durchsetzen konnte.
Abhängigkeit:
Die symbiotischen Beziehung zwischen Superorganismus und dem Menschen
als "homo oeconomicus" birgt nicht nur Vorteile, sondern auch Gefahren.
Unter der Vorraussetzung, dass ein funktionierender Kybiont existiert,
stelle ich folgende Fragen:
Was geschieht, wenn ein Mensch seine "Magnetkarte", den Zugang zum
Kybionten verliert?
Wie wirkt sich die allgegenwärtige Verknüpfung auf das
Individuum aus?
Was geschieht mit den Völkern, die nicht teilhaben dürfen?
Welche Freiheiten werden durch den Kybionten gefährdet?
Welche Macht kann ein egoistischer und bewusster Kybiont entwickeln?
B.Gegner