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  • Matthias Klein

212 Beiträge seit 07.11.2000

Re: Rebellen und Islamisten

Vorweg: danke für den Versuch einer differenzierten Antwort.

> Das verstehst du falsch, ich bin für die Rebellen die gegen
> Assad kämpfen für ein besseres Syrien. 

Das mag sein, aber Du verbreitest die Lüge, es handle sich bei den
Rebellen mehrheitlich um gute Syrer, denen lediglich ein paar
Handvoll Islamisten in die Suppe spucken. Genau das ist aber nicht
die Realität.

> Das wird zumindest behauptet, wer kann das nachprüfen??
Die auf Security Intelligence spezialisierte Firma IHS
beispielsweise, die zu den Beratern westlicher Regierungen weltweit
(incl. US-Regierung) gehört und die nicht auf Grundlage von
Behauptungen arbeiten, sondern Beweise sammeln.
Oder das Department of Homeland Security der USA, das Zugriff auf
über 13 amerikanische Geheimdienste, deren Job ebenfalls das Sammeln
von Fakten ist.
Ich würd mal sagen: es gibt ganz gute Gründe, diese Zahl als "nah an
der Realität" anzusehen.
In jedem Falle aber straft sie Aussagen Lügen, es es handle sich bei
den Rebellen mehrheitlich um moderate Syrer und es gäbe nur ein paar
wenige Islamisten unter den Rebellen. Das ist und bleibt die
Unwahrheit.

> > Wiederholung wäre damit eine Lüge. Selbst die USA, UK und die Türkei
> > haben eingesehen, dass es kaum möglich ist, zwischen "guten" und
> > "bösen" Rebellen zu unterscheiden.
> Das ist unsinn, wenn man will kann man ganz gut unterscheiden.

Nun, das würde dann bedeuten, dass die Regierungen in den USA, der UK
und der Türkei keinen guten Willen haben. Denn alle drei haben genau
die von mir paraphrasierte Aussage in den letzten 2 Monaten
unabhängig voneinander offiziell zum Besten gegeben.
Vielleicht bietest Du denen mal Deine Beratungsdienstleistungen an,
denn die bestbezahlten Geheimdienste der Welt sind nicht mehr in der
Lage, "ganz gut zu unterscheiden".

> Eigentlich unterstützt er ein Regime was die Syrer seit
> über 40 Jahren gewaltsam unterdrückt und ausbeutet.
Das ist nicht korrekt. Als Assad an die Macht gesetzt wurde, gab es
eine Zeit ohne Unterdrückung und Ausbeutung, und auch Hoffnung. Noch
6 Monate nach Beginn der andauernden Auseinandersetzungen bezeichnete
Hillary Clinton ihn als "Reformer". Selbst die US-Regierung ist hier
differenzierter als Du gerade. Leider haben sich innerhalb der
Assad-Regierung dann die Hardliner durchgesetzt und schwupps war
Gewalt wieder die Tagesordnung.

> > letzte Woche waren es wieder einmal die Rebellen, die Verhandlungen
> > über Waffenstillstand und Verschonung von Zivilisten abgelehnt haben.
> Weißt du auch warum? Wer verhandelt schon gerne mit einen
> Diktator der Zivilisten vergast?
1. Wer das Wohl von Zivilisten im Sinn hat, verweigert sich
diplomatischen Lösungen nicht. Assad hat - mit Unterstützung der UN
und westlicher Länder - immer wieder Gespräche angeboten. Die FSA hat
100% abgelehnt. Fakt. Das zeigt, dass die FSA nicht an Frieden
interessiert ist.
2. Assad vergast keine Zivilisten. Es spricht vieles dafür, dass
jemand aus seinen Reihen den Befehl gab, ja. Aber wenn Du dafür jetzt
Assad so verurteilst, als hätte er den Befehl gegeben, dann müsstest
Du auch Bush und Obama für jeden Fall anklagen und verurteilen, wo
ihre Soldaten Zivilisten massakriert, gefoltert und vergewaltigt
haben. Setzt Du Dich dafür ein?

> > In Syrien kämpft nicht Gut gegen Böse, kämpft nicht die Bevölkerung
> Doch, es kämpfen die Syrer gegen das Regime.
Eben nicht. Siehe die Fakten.

> Der gute Scholl-Latour wird schon alt und seine aussagen sind
> häufig nicht richtig. Und ist es toll wenn die Opposition tot ist??
Beweise für Deine Diffamierung eines ansonsten international
anerkannten und wertgeschätzten Experten?

> Und nicht der Diktator der einen Krieg anfängt nur um
> an der Macht zu bleiben?? 
Lies meinen Post mal ausnahmsweise ganz. Mit keiner Silbe habe ich
Assad oder die FSA (beide haben den Krieg begonnen und eskaliert,
nicht Assad allein) in Schutz genommen. Aber zu behaupten, Assad,
Russland und Iran seien die, die den Krieg begonnen, eskaliert und am
Leben erhalten haben, ist faktischer Unsinn. 
Siehe auch die Veröffentlichungen der Vereinten Nationen, Human
Rights Watch und Amnesty International. 
Übrigens: Assad hat mehrfach seinen Rücktritt angeboten, dies jedoch
an ein Ende des Krieges geknüpft. Was eine faire Forderung ist, denn
wie Du selbst sagst, ist Assad nach wie vor das anerkannte Oberhaupt
Syriens und damit für den Schutz der syrischen Zivilbevölkerung
verantwortlich. Wenn er also jetzt mitten im Krieg abdanken würde,
würde er das Land zu 50% der militanten FSA und zu 50% den Islamisten
überlassen und sich damit seiner Verantwortung entziehen.
Doch wieder waren es die ach so guten Rebellen, die die Forderung
nach einem Ende des Krieges abgelehnt haben.

> Es sprechen alle Indizien klar für Assad als täter.
Nein, das ist nicht korrekt. Es sprechen Indizien für Assads Armee
als Täter. Dennoch: Indizien sind kein Beweis. Und man muss schon
differenzieren zwischen einem von Assad beauftragten Einsatz und der
Tat eines durchgeknallten Einzelnen.

> Spielt das eine Rolle?? Er ist der Diktator also auch verantwortlich. 
Ja, es spielt eine große Rolle. Das spielte auch in Irak und
Afganistan eine Rolle, weil sich dort Bush und Obama stets mit der
Mär vom "bad apple in the basket" aus der Verantwortung stehlen
konnten.
Wenn Du also Assad persönlich verantwortlich machst für die Taten
jedes einzelnen Soldaten unter seinem Kommando und ihn folglich so
anklagst und verurteilst, als hätte er persönlich die Untaten
begangen, dann müsstest Du mit exakt derselben Begründung auch Bush
und Obama anklagen, verurteilen und wegzusperren. Denn deren Soldaten
haben deutlich mehr Zivilisten auf dem Gewissen als Assad und die FSA
zusammen.

> Eine aussage macht keine offizielle bestätigung.
Nein, aber es spricht für die Fakten und die Indizien. Und die zeigen
nun mal auf die FSA als Täter.

> Das ist natürlich quatsch. Schau dir doch die aktuelle lage an,
> seit den Giftgas einsatz ist Assad wieder fest an der Macht
> und wird gebraucht. Es hat ihn viel mehr genützt als den Rebellen.
Schwachsinn. Selbst die CIA argumentiert genau das Gegenteil.

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