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  • Matthias Klein

212 Beiträge seit 07.11.2000

Re: Rebellen und Islamisten

> In den zwei Jahren hat sich die Situation in Syrien
> geändert. 

Gut, das kann ich so stehen lassen. Alte Posts von Dir entsprechen
diesbezüglich also nicht mehr Deiner Meinung heute. Völlig legitim
und gut so.

> Aber man sollte wirklich nicht alle Rebellen zu
> Islamisten machen und nur wie hier in TP über
> Islamisten berichten.

Ich habe auch nicht den Eindruck, dass das passiert. Aber Fakt
scheint zu sein, dass
a) es immer mehr werden
b) die zunehmend für Kriegsverbrechen verantwortlich sind
c) es für ausländische Kräfte nicht mehr wirklich möglich ist,
zwischen "guten" Rebellen und "schlechten" zu unterscheiden.

> Das rechtfertigt aber nicht das vorgehen
> des Regimes.

Wie soll das Regime denn Deiner Meinung nach gegen Terroristen
vorgehen? 
Für die Eskalation des KOnflikts sind beide Seiten verantwortlich -
und auch an den dabei resultierenden "casualties".

> Hätte Assad wirklich mal Reformen wie z.b. in Myanmar begonnen
> hätte es keinen Krieg und Islamisten in Syrien gegeben.

Das mag sein, aber hätten nicht von Anfang an Menschen mit
Waffengewalt auf Polizisten reagiert, wäre es ebenfalls nicht zum
Krieg mit seinem Islamistenproblem gekommen.

> Er kämpft quasi mit Islamisten gegen Islamisten....

Dafür bringe doch bitte mal Belege. Immerhin war Syrien unter Assad
eine der letzten säkularen Länder der Region. Jetzt, mit massiver
Unterstützung durch den Westen, wird daraus gerade ein weiterer
islamischer Scharia-Staat. Zumindest ist das eine oft gehörte
Befürchtung.

> Was hat Assad denn gemacht glaubhaft zu zeigen das er an
> Gesprächen mit der Opposition bereit ist????

Er hat's zumindest immer wieder angeboten. Und er hat sich an UN und
EU gewandt und darum gebeten, dass solche Gespräche unter deren
Moderation stattfinden. Und die UN hat darauf mehrfach reagiert und
sich dazu bereit erklärt. Und Assad hat sich zu Gesprächen bereit
erklärt. 
Die FSA hat jedoch jeden einzelnen Versuch im Keim erstickt und
abgelehnt.
Hier ist Assad ausnahmsweise wirklich kein Vorwurf zu machen, denke
ich. Dass diese Gespräche nicht stattgefunden haben, geht derzeit zu
100% auf das Konto der FSA.

> Man kann auch nicht mit Gesprächen locken wenn man 
> gleichzeitig Wohngebiete bombadiert. 

Das tut die FSA auch. Assad könnte also dasselbe Argument bringen.
Aber er ist hier Realist und weiß: im Land herrscht Krieg, beide
Seiten begehen Verbrechen. Wenn das enden soll, müssen die
Kontrahenten an einen Tisch. Ansonsten geht der Krieg und die
Verbrechen weiter. Und das geht auf das Konto jener, die die
Gespräche ablehnen.

> Ich bin immer für Gewaltfreie Lösungen wie in Myanmar.
> Aber wenn ein Diktator die Aufständischen Massakriert
> dann gibt es keine friedliche lösung mehr.

Doch, die gibt es immer. Und: es waren von der ersten Woche auch die
Aufständischen, die die Polizei und dann zunehmend auch Zivilisten
angegriffen haben. 
Wenn Deine These zutreffen würde, dann wäre Gewalt in fast allen
Gewaltkonflikten die einzige Lösung. Und die Geschichte zeigt, dass
das Unsinn ist.

> Bisher habe ich noch nicht gesehen das Assad wirklich
> ernsthaft gespräche will. 

Wie gesagt: er hat's zumindest immer wieder angeboten und die FSA
hat's immer wieder abgelehnt. Das geht allein aufs Konto der FSA.

> Jetzt hat er die Deutschen eingeladen
> um die verhandlungen zu machen. Hälst du das für ein
> ernsthaftes angebot??

Ich halte es für wert, zu versuchen. Um der leidenden
Zivilbevölkerung willen sollte jeder Versuch unternommen werden. Was
wäre denn das Problem gewesen, wenn die Deutschen wirklich Assad und
FSA zu einem Gespräch geladen hätten? Kurzfristig und auf neutralem
Boden irgendwo? Wenn Assad dann eine Verzögerungstaktik angewandt
hätte, wäre klar gewesen, dass er kein wirkliches Interesse daran
hat. Aber um das herauszufinden, muss man das erst einmal versuchen.
Doch dank der FSA ist es dazu nicht gekommen. Na ja, und dank der
Ablehnung Westerwelles.

> Mal ehrlich, was an Grausamkeiten hat Assad noch nicht begangen??

Mal ehrlich, was an Grausamkeiten hat die FSA nebst den an ihrer
Seite kämpfenden Gruppierungen noch nicht begangen??

> Muss man sie wirklich anklagen nur weil sie nicht mit den
> Mann sprechen wollen der für den Tod ihrer Familie zuständig ist?

Wenn es ihnen um ein Ende des Krieges in ihrem Land gehen würde: ja. 
Selbst Israel und Palästina sind immer wieder zu Gesprächen bereit,
obwohl sich beide Seiten seit Jahrzehnten bekriegen und beide Seiten
für den Tod von unzähligen Familien der Gegenseite verantwortlich
sind.
Und vergiss nicht: auch die FSA ist für den Tod syrischer Familien
zuständig. Trotzdem bietet Assad Gespräche an. Das könnte er mit
exakt Deinen Argumenten auch ablehnen. 

> Der Krieg gegen den Irak war wohl völkerrechtswidrig, aber die
> Iraker sind trotzdem froh das Hussein weg ist. 

Dennoch rechtfertigt das nicht die dabei begangenen
Kriegsverletzungen und Völkerrechtsbrüche.

> Gewissermaßen schon. Dann müssen sie diese Personen entlassen 
> und vor Gericht stellen.

> > Doch. Er ist anerkannt von den Vereinten Nationen und auch allen
> > westlichen Ländern. Und er ist auch legitimiert durch die syrischen
> > Gesetze. "Nur" halt nicht durch das syrische Volk.

> Da war ja Hitler mehr legitmiert....;-)

War er ja auch. Er wurde vom deutschen Volk gewählt.

> Und hier im Forum ist man immer für mehr Demokratie, nur bei
> Assad stört das hier komischer weise nicht.

Natürlich stört das. Aber es stört auch, wenn hier im Forum behauptet
wird, dass nur Demokratien wie in Europa oder Nordamerika eine
Daseinsberechtigung haben und dass in allen anderen Ländern
eigentlich Krieg vom Zaun gebrochen werden muss, um Demokratie mit
Waffengewalt zu erzwingen. Das ist genau so ein Schwachsinnn wie
Assad-Apologetik.

> Nein, die USA ist eine Demokratie.

Laut CIA World Factbook ist das nicht korrekt, denn dort beschreiben
sich die USA höchst selbst als "Constitution-based federal republic".

> So einfach ist das auch nicht. Ein Präsident muss nicht
> umbedingt anerkannt sein auch wenn man ihn zu 
> staatsbesuchen einläd. 

Na, dann belege mir doch bitte, wie genau eine offizielle Anerkennung
eines Landes oder eines Staatsoberhauptes genau funktioniert?

> Nur macht Assad alle zu Terroristen die gegen ihn sind.

Belege, bitte

> Eigentlich ist jeder Diktator ein Gewaltherrscher weil er gegen
> jeden vorgehen muss der seine Macht in frage stellt. 

Das ist nicht korrekt und widerspricht der Definition dieses
Begriffes.

> Umfragen in Diktaturen sind so eine sache, 

Wenn sie von westlichen Instituten aus durchgeführt wurde und
Peer-Reviews keine Probleme damit hatten, halte ich sie jedoch
zumindest für ein gutes Indiz. Besser jedenfalls als unbelegte
Gegenteilsbehauptungen.

> Naja, dann schau dir mal die Leute an die bisher vors
> Int. Kriegsgericht standen.

Gern. Welchen denn genau? Zeige mir bitte auch nur einen einzigen
Fall, wo der ICC Deiner Rechtsauffassung gefolgt ist? Ich glaube, das
wird Dir nicht gelingen.

> Das ist nicht ganz richtig. Assad weiß das Obama nie ohne
> die Zustimmung von Russland handeln würde. 

Sorry, aber das ist Unsinn. Russland hat sich auch vehemment gegen
die Unterstützung der Rebellen und damit die Fortsetzung des Krieges
nebst dem massiven Leid in der Bevölkerung ausgesprochen. Die USA und
ihre Verbündeten tun's trotzdem. 
Im Falle Irak war Russland auch klar gegen den Bruch des
Völkerrechts. Die USA haben's trotzdem getan. 
Die Liste ließe sich fortsetzen.

Deine Argumentation klingt für mich extrem konstruiert, zumal die mir
bekannten Quellen genau das Gegenteil vertreten und damit meiner
Argumentation folgen. (genau genommen: anders herum) 
Zeige mir bitte mal Belege, dass seriöse Quellen Deiner
Gedankenkonstruktion folgen? Das würde mich ernsthaft interessieren.
Denn selbstverständlich kenne ich nur einen Bruchteil von Meldungen,
Meinungen und Berichten :-)

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