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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Der Skandal ist nicht nur, ...

... dass den Hilfsorganisationen das Geld ausgeht, sondern auch, dass
die Flüchtlingsstädte vermutlich die nächsten paar Jahre, vielleicht
sogar Jahrzehnte erhalten bleiben. Denn wann wird sich für die
Flüchtlinge die Situation in der Heimat soweit ändern, dass sie
zurückkehren könnten?

Der Islamische Staat erlaubt sicherlich eine "Rückkehr" - zu seinen
Bedingungen. Die Religion dient als Instrument der Macht und
Unterdrückung, wer nicht 1:1 der Lesart der Führer folgt, muss mit
schweren Strafen oder gar dem Tod rechnen. Frauen sind Besitz ihrer
Männer. Bedenken wir, dass vor einigen Jahren in Syrien der Islam
sehr fortschrittlich ausgelegt wurde (ebenso wie in der Türkei und
dem Irak), ist also eine Rückkehr für Flüchtlinge gleichbedeutend mit
dem Auszug aus der Moderne in's finsterste Mittelalter (und damit tu'
ich dem Mittelalter Unrecht).

Syrien selbst ist ein gescheiterter Staat. Assad kann sich noch an
der Macht halten, aber der Bürgerkrieg wird über kurz oder lang zu
seinen Ungunsten verlaufen. Denn neue Waffen und Soldaten bekommt er
nicht. Das einzige, was ihn zur Zeit noch im Amt hält, sind die
ständigen Konflikte zwischen seinen Gegnern.
Wann wird der Bürgerkrieg enden? Vielleicht in ein, zwei Jahren.
Vielleicht aber auch erst in einer Dekade. Dann wird das Land
vollkommen am Boden sein - und ob rückkehrende Flüchtlinge noch die
Kraft haben werden, ihre Heimat wieder aufzubauen, hängt davon ab,
wer dann das Sagen hat. Bleibt Assad an der Macht, erscheint mir dies
als positivere Entwicklung, als wenn sich der IS breitmachen würde.

Der Irak? Der besteht nur noch dank der US-Amerikaner. Eigentlich
wäre das Gebilde längst von der Landkarte verschwunden. Die Regierung
ist schwach und nicht anerkannt, die Armee untreu, die Bürger
unzufriedener als unter Saddam Hussein. Mehr failed state geht nicht.
Wann sollen da die Flüchtlinge zurückkehren? 

Keiner der Konflikte und Kriege im Nahen Osten wird in den nächsten
Jahren so gelöst werden können, dass eine Rückkehr der Flüchtlinge
möglich ist. Im Gegenteil, die Hilfsorganisationen müssen sich darauf
einstellen, noch mindestens das Doppelte an Flüchtlingen aufnehmen
und versorgen zu müssen - und das sei die positivste Aussicht...

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