Damals sagte man bezeichnenderweise noch Umweltschutz.
Ich sage das immer noch so. Natürlich habe ich auch schon mal was von Mitweltschutz gehört, aber das ist so wie das Gendern: Bloß weil ich ein neues Wort erfinde, das der Sachlage besser gerecht zu sein scheint, hat sich an der Sachlage selbst noch gar nichts verbessert.
Mir ist allerdings Umweltschutz zu unscharf. Darunter wird mehr oder weniger alles zusammengefasst, was einem im Zusammenhang mit der lebenden Natur einfallen kann: Artenschutz, Klimaschutz, (Nutz-)Tierrechte usw. Das ist zwar alles wichtig, aber die Motivationen unterscheiden sich. Tierrechte etwa könnten dem Menschen egal sein; mit seinesgleichen geht er ja auch nicht besser um, wenn's hart auf hart kommt. Da gilt dann eben nur: Der Mensch ist, was er isst. Aber wir gebärden uns ja nicht nur als sapiens, also als weise, sondern auch als Krone der Schöpfung, mithin mit reichlich ethischem Rüstzeug bestückt; da sollte es dann also nicht egal sein, wie wir mit Nutzwesen umgehen. Wir müssen die Bäume ja nicht gleich zu unseren Freunden erklären.
Da wir in Interaktion mit der Welt um uns herum leben, fallen Sünden an der Artenvielfalt und am Klima früher oder später auf uns zurück, sei es, dass uns die Nahrung(svielfalt) ausgeht oder das Trinkwasser, oder dass uns das Haus wegschwimmt oder der Hitzschlag trifft. Wir können also aus ganz egoistischen Gründen Arten- und Klimaschutz betreiben. Aber wir können es natürlich auch weiter fassen und finden, dass die Schöpfung etwas ganz Wunderbares ist (auch dann, wenn kein Gott im Spiel sein sollte) und dass wir in der Lage sein sollten, wenn wir schon so schlau sind, die Natur weitestgehend so zu lassen, wie sie ist oder wie sie sich unter außermenschlichen Einflüssen entwickelt. Unsere Einflüsse waren eben bislang extrem disruptiv. Und damit kann Natur schlecht umgehen. Wir selbst übrigens auch nicht.
Also ja, man kann den Naturschutz so motivieren, dass man sagt: Im Endeffekt bin ich es (und meinesgleichen), der sich schützt. Und es ist ja - sofern sich dem Schützenden niemand destruktiv in den Weg stellt - eher ein Unterlassen als ein Tun, denn in vielen Fällen "weiß" die Natur selbst am besten, was ihr gut tut. Insofern gibt es kaum eine wirklich umweltFREUNDLICHE Maßnahme, sondern nur mehr oder vorzugsweise weniger die bestehenden Kreisläufe SCHÄDIGENDE Handlungen.
(Mir hat allerdings vor Jahren mal ein Biologe gesagt, Mitteleuropa wäre ohne den Eingriff des Menschen mehr oder weniger ein riesiger Buchenwald, und die aktuell vorhandene Artenvielfalt über alle Gärten und Kulturlandschaften hinweg sei deutlich größer als vor ein paar Tausend Jahren. Diese Aussage ist aber insofern irrelevant, als in Europa inzwischen eine halbe Milliarde Menschen leben; es steht also sowieso nicht mehr zur Debatte, zu den Buchen zurückzukehren. Aber ich träume manchmal von unzerschnittenen und vom Menschen unberührten Naturkorridoren quer durch den Kontinent; man sieht das manchmal an neuen Autobahnen; da werden breite Brücken gebaut, auf denen Wald steht und Tiere quasi die Seiten wechseln können, denn ohne solche Brücken ist da eben ein Schnitt, den sie nicht überqueren können, oder dessen Überquerung sie, wenn die Autobahn/Straße nicht eingezäunt ist, häufig mit dem Leben bezahlen müssen.)