Ok, es geht also um diese beiden Punkte.
Der besagte Bericht des Ehepaars Medows und Kollegen vom MIT ist zu einer Art Bibel des »Umweltschutzes« geworden.
Damals sagte man bezeichnenderweise noch Umweltschutz. So als wäre die Natur etwas, das ausserhalb des Menschen, um den Menschen herum, ja ausserhalb von was eigentlich bestehe. Wahrscheinlich etwas ausserhalb dessen, was die durch Ideologie geprägte und zum Konsens erklärte Gruppen-Identität der Individuen, also quasi ihre gesellschaftliches Selbstverständnis nicht beinhaltete oder immer noch nicht beinhaltet. Heute beschreibt man das in manchen Kreisen freilich anders. Man behauptet nicht mal mehr, man schütze die Natur, sondern wenn man es ernst meint sagt man: Ich bin die Natur, die sich schützt.
Dies nur um zu verdeutlichen wie weit »Limits to Growth« von dem weg ist, was Sie als Kapitalismuskritik bezeichnet haben und was ich als Naturschutz bezeichne. In »Limits to Growth« geht es um den Kapitalismus, die kapitalistische Gesellschaft, möglicherweise um nichts anderes, denn Kapitalismus kann nur existieren, wenn es reales Wachstum gibt. Gibt es das nicht, ist er vorbei. Das ist seit 2007/08 der Fall. Was man danach Finanzkapitalismus nannte, auch der ist gerade zu Ende gegangen, war schon postkapitalistische Wachstumssimulation, auch virtuelles Wachstum genannt. Er diente dem Zweck die ehemals ökonomisch basierten Herrschaftsstrukturen bis auf Weiteres zu erhalten. Nämlich bis zu dem selben Zweck ein vom Individuum als freiwillig empfundener Wachstums-bzw. Konsumzwang initiiert werden konnte. Da sind wir jetzt in etwa angekommen. Leider sind die »Ideen« dazu so alt und elend wie die Geschichte.
Die Unmöglichkeit ewigen kapitalistischen Wachstums auf Grund endlicher Rohstoffreserven zu generalisieren und damit als »Umweltschutz« zu etikettieren ist natürlich eine geniale Idee - aus Sicht des Kapitals. So konnte andernfalls verpuffendes Engagement eines gescheiterten und letztlich zur Kulturrevolution umdeklarierten Widerstandes gegen latenten Faschismus, Paternalismus, hohlen »Konsumterror«, Kriege und eine absehbare, total(itäre)e ökonomische Verwertung des Lebens erfolgreich umgeleitet werden. In dieser tendenziellen Führung des sogenannten »Umweltbewusstseins« wird eine rein wachstums- und herrschaftsorientierte Agenda erkennbar.
Ehe man dazu aktuelle Strömungen einordnet, ist es erwähnenswert, dass die besagte Generalisierung des Berichts ablenkt von dem Fakt, dass es ausschließlich um Energie geht. Kapitalistisches Wachstum ist nur möglich, wenn die Menge der verbrauchten Energie wächst. Die Geschichte des Kapitalismus belegt das eindeutig. Ohne steigenden Energieverbrauch, kein steigendes Realwachstum, ist die vereinfachte Formel. Was gerade abläuft ist in dem Sinne eine kriegerische Destruktionspolitik als letzte Möglichkeit und Flucht nach Vorne vereint mit einer absichtsvollen, totalen ökonomischen Disruption. Kennen Sie die Bücher Klaus Schwabs? U.A. darin wird dieser beabsichtigte Totalumbau mit all seinem kollateralen Elend großspurig als Rettung der Welt beschrieben.
Witzig ist, dass der Vorkommentator ja gar nicht meiner Äusserung bezüglich des Nichteintreffens der Voraussagen des Berichts widersprochen hat. Wobei »Peak oil« natürlich nicht heißt, dass es kein Öl mehr gäbe. Es heißt nur, dass man den Ölverbrauch nicht mehr steigern kann, um damit Realwachstum zu erzeugen. Das wird natürlich im Bericht nicht explizit gesagt, eher indirekt. Aber das »Kapital«, für das der Bericht war und von dem er bestellt wurde, hat es natürlich verstanden.
Ich habe das Buch vor 40 Jahren gelesen und weiß nun auch nicht mehr jede Einzelheit, aber überschlägig haben ich den Eindruck, dass eben alles schon der Anfang dessen war, was man heute Alarmismus nennt. Erwähnenswert ist aber sicher, dass die vorausgesagten Szenarien Trends sein sollten, die anhand von nur 5 Parametern mit Simulationen untersucht wurden. Die daraus entstehenden Konklusionen oder Empfehlungen, zB. Nullwachstum, wurden natürlich später nicht absichtlich eingehalten, sondern traten (wenn auch nie offiziell zugegeben) in diesem Fall auch aus Gründen ein, die der Bericht gar nicht thematisiert hatte - zB. die strukturellen Schwächen des privatisierten Finanzsystems. Andere werden im Nachhinein wegen einer real wesentlich komplexeren Dynamik des Lebens und der Gesellschaftssysteme heute eher als ideologisch bedingt angesehen, zB. was Konsum, Biopolitik und Demographie angeht. Aus einem Rechner kommt nur heraus, was man hineingibt.
Am besten lesen Sie es, wie Sie schon schrieben, selber einmal. Hier zB. kann es im Original als PDF umsonst geladen werden:
https://www.donellameadows.org/wp-content/userfiles/Limits-to-Growth-digital-scan-version.pdf
Auch dieser kritische Artikel dazu ist interessant:
https://unlimitedhangout.com/2022/11/investigative-reports/the-club-of-rome-and-the-rise-of-the-predictive-modelling-mafia/
Oder hier auch in deutscher Übersetzung:
https://axelkra.us/der-club-of-rome-und-der-aufstieg-der-predictive-modelling-mafia-matthew-ehret/
Wahrscheinlich haben Sie recht damit, dass ich besser nicht so kurz oder pauschal hätte schreiben sollen, dass die Voraussagen nicht eingetroffen seien. Sie sollten, wenn man den Autoren Naivität unterstellt, ja nie eintreten. Ich hätte besser schreiben sollen, dass auch diese Analyse von Anfang an tendenziös gewesen sei und sich allenfalls als »Bibel« im Sinne der Herrschaftsinteressen verschleißen lasse. Die herrschende Klasse wäre schön blöde, wenn sie den Widerstand gegen sich selbst, den sie in den 60ern erleben mussten, danach nicht selber organisiert und kontrolliert hätte.
Das aktuelle Ergebnis sieht man heute zB. bei der FFF Bewegung oder den »Klimaklebern«. Dass Menschen eine verantwortliche Politik von einer politischen Serviceleisterkaste fordern, die ganz offensichtlich nur dazu da ist die durchaus unverantwortlichen privatwirtschaftlichen Interessen der »Eigentümerelite« zu beschützen, ist mehr als naiv. Dabei wird die reale, postideologische, totalitäre Politik nicht mal als solche erkannt, im Gegenteil schleicht sich ein Totalitarismus ein, der sich auch noch als Antitotalitarismus ausgibt. Kritische Positionen werden nicht mehr debattiert, sondern kriminalisiert. Mit anderen Worten: Man hat den Menschen seit »Limits to Growth« soviel Angst vor der Zukunft machen können, dass sie keine durchaus berechtigte Angst mehr vor der Vergangenheit haben. Als da wäre die von der Herrschaftselite angesagte (neo)feudale Re-Strukturierung der Ökonomie, bei der nach der als nötig bezeichneten Reduzierung der Bevölkerungsdichte fast alle »zu Fuß« Wachstum erzeugen sollen, indem sie auf privatwirtschaftlicher Profitbasis die kaputte Natur reparieren. ( Siehe dazu »the great Reset« von Klaus Schwab). Ist das die vage Umschreibung für feudale Landwirtschaft? Während die »Herren der Schöpfung« sich weiter dem eugenischen Transhumanismus und anderem Größenwahn widmen?
Dass ich Ihre Ansicht zum CO2 nicht teile, sollte Ihnen klar sein (siehe initialer Kommentar). Davon hat es schon oft viel mehr gegeben, und auch Wärme schadet nicht wirklich, im Gegenteil. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Gemüseanbau in Südfrankreich leichter ist als in Deutschland. Der Mensch ist vor allem anpassungsfähig.
Dabei wäre doch alles ganz einfach. Man bräuchte nicht mal die ganzen Voraussagen, Simulationen, Interpretationen und »Wahrsagereien«, von denen Sie mehr zu halten scheinen als ich, wenn Sie mir vorwerfen, es sei »destruktiv« diese zu entwerten. In der Realität braucht man sich vereinfacht gesagt doch nur die Konsequenzen dessen anschauen, was sozusagen gestern oder vorgestern geschehen ist und das nicht wiederholen, was sich als destruktiv herausgestellt hat. Punkt. Dazu braucht man keinen Rechner sondern Augen und einen gesunden Menschenverstand. Ein Rechner und dergleichen braucht man nur für Wachstum, neue destruktive Geschäftsmodelle, Brainwash und Herrschaftsansprüche wider den gesunden Menschenverstand. Sie haben sicher einen Rechner in der Tasche und der manipuliert Ihr Verhalten, ihren Tagesablauf, Ihr Leben. Wieso werfen Sie das Ding nicht einfach weg? Versuchen Sie es mal.
liebe Grüße
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.04.2023 03:01).