Ansicht umschalten
Avatar von WLohoff
  • WLohoff

187 Beiträge seit 25.12.2021

Urlaubserinnerungen

In der Zeit von 1970-1975 besuchte meine Familie mehrmals an der Küste einen alten Schulkollegen meines Vaters, der im Range eines Unteroffiziers bei der Bundesmarine stationiert war.

Mann hatte sich nach der Schule aus den Augen verloren, viele Jahre nicht gesehen und gesprochen. Mit ein paar Bierchen und Zigaretten wurde es Abends in der Runde gemütlich und mann begann in alten Erinnerungen zu schwelgen.

Erinnerungen an die Schule in den Nachkriegsjahren, als man vorne an der Strasse dem Schrotthändler die geklauten Regenrinnen verkloppte, schnell hinten durch die Gärten zur nächsten Querstrasse rannte und ihm dort das Metall wieder vom Wagen nahm.

Erinnerungen an das Herumstromern in der ländlichen Umgegend mit Kanal und Flüsschen, als mein Vater mitten auf dem Feld eine kleine, massive Bronzefigur rätselhaften Ursprungs fand. Dargestellt war ein gelocktes Kind mit halblangen Haaren im Scherensitz, bekleidet nur mit einem Lendenschurz und einer dicken Stoffrolle (Puck??), wie sie früher im Winter die Frauen vor dem Körper über beide Hände trugen.

Je länger der Abend wurde, desto mehr begann der Schulkollege von der Seefahrt und der Marine zu erzählen. Und es ging natürlich um Politik. Dabei wurde es dann richtig ernst und selbst mein vom Justizdienst abgehärteter Vater konnte es kaum glauben.

Der Kollege erzählte uns dann nämlich ein Stück weit von den Plänen der NATO, wie mit Westdeutschland verfahren wird, wenn es zum Weltkrieg kommen sollte. Nach seiner Aussage war damals geplant, Westdeutschland mit einem atomaren Sperrgürtel zu überziehen, damit die massiven Panzertruppen des Warschauer Paktes nicht über das zerstörte und radioaktiv verseuchte Westdeutschland nach Europa vordringen können.

Es dauerte eine Weile, bis ich die Tragweite begriff. Deutschland sollte 30 Jahre nach Marshallplan, Rosinenbombern und Wiederaufbau von den eigenen Leuten mit Atombomben zerstört werden, damit die Sowjets nicht das restliche Europa erobern können? Kaum zu glauben, aber wahr.

Heutzutage ist die Lage zwar eine andere, aber was glauben denn die Flack-Zimmermänner und Konsorten wird heutzutage passieren?

Nicht nur Büchel oder Ramstein liegen im Fadenkreuz, auf den Flugplänen atomar oder konventionell bestückter, russischer Hyperschallraketen. Auch andere Ziele werden im Kriegsfall anvisiert.

Meine Heimatstadt Dortmund z.B. ist ein bedeutender Eisenbahn-Knotenpunkt. Ich wohne in der Nordstadt, die direkt am Hbf beginnt.

Die Dortmunder sollten sich klar machen: Die Villen im Süden der Stadt mit ****-Overkamp, im Umkreis der Spielbank-Hohensyburg, nahe dem alten Golfplatz oder im noblen Vorort "Schnee" werden weniger von den Einschlägen der Hyperschallraketen betroffen werden als wir im Innenstadtbereich. Hier, wo Dortmund WIRKLICH bunt ist und wir nicht ständig drüber faseln müssen, hier werden die Raketen einschlagen, so wie schon einmal vor 80 Jahren die Bomben.

Ich kann die Forderungen im Artikel nach umfassenden Abrüstungs- und Kontrollverträgen nur von ganzem Herzen unterstützen.

MfG

Bewerten
- +
Ansicht umschalten