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  • notting

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2004

In dem Artikel sind IMHO div. grobe Denkfehler drin

Wenn es gelingt, die Auslastung eines PKW auf zwei Personen zu erhöhen, wären dies schon zehn Millionen Autos weniger. Und wir könnten uns jedes Jahr etwa 160 Stunden wertvolle Lebenszeit im Stau sparen.

1. Denkfehler: Im Auto-Kofferraum ist auch öfters Ladung drin, wg. der man mehrfach mit dem ÖP(N)V fahren müsste. Das wird bei den aktuellen Studien zur Auslastung von Autos meist unterschlagen. Wenn man z. B. 5 Tage/Woche pendelt und pro Woche in 2 Läden einkauft, hat man je nach dem an 1 oder 2 der 5 Tage auf einem Teil des Heimwegs eben einiges an Ladung dabei, gerade wenn man für mehrere Personen einkauft.
Auch bringt es garnicht über irgendwelche Regelungen indirekt dafür zu sorgen, dass sich ein Dienstleistermarkt entwickelt, der flexibel Mitfahrer zur Verfügung stellt, die einfach nur sinnlos mitfahren.

2. Denkfehler: https://www.eurotransport.de/artikel/inrix-studie-milliarden-kosten-2022-durch-stau-wo-die-raeder-in-deutschland-stillstehen-11217984.html

Deutsche Autofahrer verloren im Jahr 2022 mehr als 325 Millionen Stunden in Staus, was laut Inrix einem Betrag von 3,9 Milliarden Euro an verlorener Zeit entspricht. Im Durchschnitt verloren deutsche Autofahrer demnach 40 Stunden im Stau, genauso viel wie im Jahr 2021.

(40h/(Jahr*Autofahrer)) / (220 Arbeitstage/Jahr) = ca. 11min/(Arbeitstage*Autofahrer)
-> Das entspr. ungefähr der Zeit, die man sich bei 2 Fahrten/Tag als Puffer einplanen sollte um sicher rechtzeitig bei der ersten ÖP(N)V-Haltestelle seiner Route zu sein.
Da sind noch nicht die ganzen auch planmäßigen Umwege ggü. Kfz, Verspätungen, Streiks usw. des ÖP(N)V drin. In dem genannten Wert für Autofahrer sind aber alle Staus schon drin!
Bei meiner letzten Bahnfahrt musste ich hin und zurück >100km Umwege fahren, damit ich ggü. dem Auto noch noch mehr Zeit verliere! Das ist doch nicht umweltfreundlich!

3. Denkfehler: Es wurde garnicht z. B. auf den Energieverbrauch usw. von E-Autos und andere deutl. Unterschiede bzgl. der Umwelt eingegangen. Z. B. https://temagazin.de/allgemein/wie-umweltfreundlich-ist-die-bahn-eigentlich-genau/ anschauen.
Trotz der Auslastungs-Rosinenpickerei steht der ÖP(N)V nicht so toll da! Die o.g. Bahnfahrt wollte ich eigentl. an meinem Heimat-Bhf. beginnen, musste mich aber mit dem Auto fahren lassen, weil nix fuhr. Würde man das verbessern, würde sich die Umweltbilanz der ÖP(N)V weiter verschlechtern, weil's einfach Zeiten bzw. Randgebiete gibt, wo die Mobilitätsnachfrage zu gering ist.
Ein E-Auto kann man dank Sitz-/Lenkradheizung auch sehr effizient beheizen. Wie soll das insb. bei Stehplätzen gehen?!
Bei meiner letzten Bahnfahrt standen übrigens mehrfach Züge länger klimatisiert herum obwohl klar war, dass noch nicht alle für die Abfahrt zwingend erforderlichen Personen da waren. Und die Türen gingen immer wieder auf und zu, wodurch die Klima mehr Arbeit hatte. Bzw. generell gehen im ÖP(N)V häufiger die Türen auf. Beim PKW werden die Türen i.d.R. erst am Ziel wieder aufgemacht und erst klimatisiert, wenn alle da sind. Außerdem ist im PKW der Fahrgastraum im Verhältnis zu den Passagieren oft viel kleiner -> weniger Luft die klimatisiert werden muss, falls man eben überhaupt die Luft nennenswert klimatisiert.
Mal ganz abgesehen davon, dass z. B. die Bahn Busse als Zubringer braucht, insb. wenn es kaum PKW gäbe. Dann schägt z. B. https://de.wikipedia.org/wiki/Vierte-Potenz-Gesetz zu.
Generell brauchen ÖP(N)V-Fahrzeuge viel breitere Wege als PKW. Und PKW kann man besser stapeln, auch Parkhäuser genannt.
BEV-PKW können auch viel besser das Stromnetz entlasten z. B. durch Überschussladung. Wenn man das nicht macht, müsste man mehr Akkuspeicher für das Stromnetz installieren.

notting

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