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  • Susanne Härpfer

227 Beiträge seit 22.06.2008

para parabol

Riesige Parabolantennen hätten in Dessau gestanden – Teil des Militärischen Nachrichtendienstes der Nationalen Volksarmee NVA,
zeigt Tagesschau24 in einem 45 Minuten Feature – pünktlich zur Kündigung des Washingtoner Vertrags über nukleare Mittelstreckensysteme (“Intermediate-Range Nuclear Forces Treaty” (INF).
Worin bestand die Aufgabe der Sendeanlagen?
Der Journalist, dessen Stimme zu hören ist, könnte vielleicht mehr sagen,
gemeinsam mit einem weiteren Journalisten und Militärfachmann… -:))
Im gesendeten Dokumentarfilm
erfahren wir, es sei um U-Boote gegangen,
also auch um das Schlupfloch des Vertrags, der gerade gekündigt worden sei:
über Landgestützte
Mittelstrecken-Raketen und solche Interkontinentaler Reichweite.
Schiffe, U-Boote, Bohrinseln, Plattformen und künstliche Inseln
waren nicht vom Vertrag erfaßt – Platz genug also für Abschuß-Basen, die aus dem Meer auftauchten wie in James Bond-Filmen.
Die Presse
schreibt: “Bei den Sowjets ging es vor allem um die hochmodernen mobilen ballistischen Raketen Typ SS-20 “Saber” –
gleichnamig mit dem Haushaltsgerätehersteller für “smart homes”
mit chip-basierten Küchengeräten, wie sie im Spielfilm “G-Force”
per Funk-Befehl in Kriegs-Waffen umfunktioniert werden im Häuserkampf der modernen Großstadt.
Kintop und ganz realer Thriller scheinen manchmal näher beisammen zu sein,
als so mancher Nachrichtenmann dies vermittelt.
Jedenfalls ermöglicht das Ende des Vertrags auch eine Sichtweise,
wie sie nicht möglich war, als die Raketen tausende Menschen zum Protest brachten:
Im Dezember 1987 unterzeichneten US-Präsident Ronald Reagan und Sowjet-Staatschef Michail Gorbatschow
das Abkommen,
das eigentlich das vor Augen führte, was als SDI so viele auf die Barrikaden brachte:
Eine Rakete fängt das Geschoß ab, und verhindert so Vernichtung: Strategic Defense Initiative
auf beiden Seiten,
über konventionelle Ländergrenzen hinweg.
Ironie der Geschichte.
Was führte zum Ende des Vertrags?
Zum Abzug der Pershing-Raketen dürfte der Unfall geführt haben,
bei dem elektrostatische Aufladung der Luft
zum Zünder wurde.
Ein geplantes Manöver sei nach der Katastrophe abgesagt worden,
meldete DER SPIEGEL.
In Rußland war es drei Jahre zuvor zu einem Absturz einer
Tupolev gekommen, die von der Datenbank für Flugunfälle registriert ist als
“anti-U-Boot-Plattform”, betrieben vom
“Ministry of Radio Equipment Production”, das es aber nach Sowjetischer Nomenklatura
zum Zeitpunkt des Unfalls gar nicht mehr gab.
Ein Ministerium, das es offiziell nicht gibt,
und ein Vertrag ohne Inhalt –
jedenfalls ergibt ein Blick ins SPIEGEL-Archiv,
den möglichen Grund dieser Scharade:
Als “Vizeminister für Radioindustrie”, habe der Russe die SS-20 Rakete entwickelt,
und rein formal den Vertrag nicht gebrochen. Kein Wunder, daß man von einander die Schnauze voll hat,
würde man genervt umgangssprachlich sagen.
Den russischen Anti-U-Boot-Flieger jedenfalls soll es so zerlegt haben,
wie die Privatmaschine Uwe Barschels: beim Lande-Anflug
Kollision mit einem “Radio Mast”, nachdem zuvor sämtliche
Funk- und Kommunikationsverbindungen ausgefallen seien,
so beide Unfallberichte.
Die Dessauer Tower-Mannschaft
könnte vielleicht Licht bringen ins Begriffs-Gestrüpp – dann nämlich, wenn “Radio” eigentlich für SS-20-Raketen stand
bzw. für die Datenübertragung und die Zünder,
die diese ausgelöst hätten,
so wie bei der Welt-n24-Gruppe ein US-Amerikaner sich schmunzelnd darin erinnerte,
er habe die Atombombe
entwickelt, aber offiziell zuhause stets nur “Fernseher repariert”.
Haushalts-Elektronik
als Tarnung,
oder als spin off,
als Teflonpfanne für die rebellierende Bevölkerung,
als Konversion – hin und zurück,
oder das, was heute als “dual use” bezeichnet wird,
also sowohl zivil als auch militärisch nutzbar.
Was also machte der Militärische Dienst der NVA bei Dessau?
“Nur” Lauschen?
Oder betrieb die Truppe dort das W-lan der Atomstreitmächte?
Und wieso zerlegte es die Russen-Raketen nicht wie die Pershing? Trotz Sibirischer Kälte?
Wenn Hören und Zünden untrennbar miteinander verbunden sind,
was heißt das für das Gequengel gegen vermeintliche “Funk-Löcher”?
Droht ein zweiter Pershing-Unfall? Wenn übereifrige Subunternehmer
meinen, Flächendeckend mit voller Leistung zu senden,
und nicht die Sicherheitsfreigabe haben,
die nötig wäre, um ihnen klipp und klar zu sagen:
Ihr wählt gerade Atomraketen an
wie einst die Protagonisten von “War Games”.
Worum sollte es eigentlich gehen bei den Abrüstungsverhandlungen?
Welcher “Schutz” ist gemeint”? Von wem? In welchem Kontext? Und welcher “Schirm”
ist löchrig, und darf es gerne sein,
während der eigentliche zwar dringend nötig wäre, um die Serie von
Dauer-Katastrophen zu stoppen, aber keiner bringt den Mumm auf,
dies so zu formulieren.
Die Diskrepanz, sie könnte nicht größer sein,
denn während alle vorgeben, auf´s geballte Atom zu starren,
fliegen Dänen und Spanier über Deutschland
und messen, was es entweder angeblich nicht gibt,
oder so gefährlich ist, daß bis heute kein (Deutsches) Abkommen, kein Gesetz
auflistet, worauf eigentlich das Augenmerk zu richten wäre:
das Frequenzspektrum und wie es sich permanent und jederzeit ändern kann.
Bringen sich gerade ehemalige NVA-Spezialisten
schmunzelnd in Erinnerung?
Also, “wir” hätten da etwas, also “wir” wüßten schon, was zu tun wäre…
War das Feature, das im August vergangenen Jahres vor den Hiroshima-Feierlichkeiten
erstmals gesendet wurde, eigentlich eine Bewerbung? Eine Empfehlung?
Bewährt, zuverlässig wie eine Antonov.
Bevor jetzt sämtliche Stasi-Opfer-Verbände (zu Recht)
Protest skandieren,
das Pendant zur Transatlantik-Brücke gen Westen
stand 1985 im SPIEGEL, ein halbes Jahr nach dem Pershing-Unfall.
“Eine Technik, die bislang in Fernbedienungen von TV-Geräten dahinkümmerte,
gewinnt Boden auf dem Elektronik-Markt: Musik-, Ton- und Datenübertragung mit Infrarotlicht.”
Das ist das, was bei unseren Fernsehgeräten als roter Knopf aufleuchtete.
Das Licht
sei in Töne und Sprache verwandelbar,
bescherte uns allen den Draht- und Kabellosen Kopfhörer,
und ist zugleich
integraler Bestandteil aller Aufklärungsflüge von NATO-Partnern über Deutschland.
Es gibt keine “rein zivile” Technik.
Susanne Härpfer
Fernseh-Magazin-Autorin, aber d a s wissen die, die “stimmten” im Fernseh-Feature ja seit 1998 -:)))
Fachlektüre zur Funkaufklärung und die Hochebene der Provence, Photo-optimiert mit photopad editor, fotografiert von Susanne Härpfer mit Otfried Nassauer

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