Einige Kommentatoren wie der Autor dieses Artikels ignorieren den wesentlichen Unterschied zwischen einer Situation, in welcher durch eine geheime Aufnahme reale Pläne offenbart wurden und der vorliegenden, bei welchen mit Schauspielern eine vollkommen künstliche Situation geschaffen wurde.
Dazu kommt, dass von den Aufnahmen nur selektiv ausgewählte Ausschnitte bekannt sind. Diese lassen es z.B. kaum zu, festzustellen, ob die Idee des Kaufs der Kronenzeitung von denjenigen, welche die fiktive Situation inszeniert hatten, oder von Strache initiiert wurde.
Die Aufnahme lässt es sicher zu, festzustellen, dass Strache gegenüber Versuchungen zu fragwürdigen Geschäften nicht standhaft ist, und das reicht wohl als Argument für einen Rücktritt aus.
Aber offensichtlich wurde nicht eine reale Geschäftsanbahnung beobachtet, sondern es gab eine aufwändige Inszenierung über eine längere Zeit mit SchauspielerInnen, Detektiven und präparierten Gebäuden. Offensichtlich besteht ein großes Interesse daran, festzustellen, wer diese Inszenierung mit welcher Motivation in Auftrag gegeben hat. Welche anderen Politiker ebenfalls auf solche aufwändigen Fallen hereingefallen wären und welche standhaft geblieben wären, ist offensichtlich reine Spekulation.
Wer den Charakter dieser aufwändigen Inszenierung unter den Teppich zu wischen versucht und fälschlicherweise so tut, als ob wir hier mit realen Vorgängen zu tun hätten, die glücklicherweise beobachtet wurden, weshalb niemanden die Motivation der Initiatoren zu interessieren haben, betreibt eine absurde Umkehrung (und es ist wohl nicht so überraschend, dass der Autor gerade denjenigen, die das kritisieren, eine Täter-Opfer-Umkehrung vorwirft, solche Projektionen sind häufig).
Wenig plausibel ist auch, dass der Autor das Schreckgespenst einer Mediendominanz von Kräften wie der FPÖ und AfD an die Wand malt. Tatsächlich gibt es ja in vielen Fragen nur noch sehr kleine Unterschiede zwischen der Positionierung der meisten großen Medien und insofern eine starke Dominanz, aber dabei handelt es sich in erster Linie um eine Dominanz von neoliberalen Kräften und solchen, die mit aller Kraft die Propaganda für den Neuen Kalten Krieg gegen Russland voranbringen wollen. An der FPÖ und ihrer historischen Verbindung mit rechtsradikalen Kräften sehe ich zwar viel Problematisches, aber in der aktuellen Situation, in welcher die FPÖ im Neuen Kalten Krieg im Gegensatz zu den dominierenden Medien eine eher gemäßigte Position einnahm, ist diese Inszenierung wohl eher als Teil der Radikalisierung der Propaganda in diesem Neuen Kalten Krieg zu sehen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.05.2019 18:52).