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  • hrcst

mehr als 1000 Beiträge seit 12.12.2004

Wissenschaft und Institution

> > ohne universitäten kann es keine Wissenschaften geben.

> Das ist eine Vorstellung, die gerade mal 200 Jahre alt ist. Bis zur
> Gründung der Universität Berlin, auch Humboldt-Universität genannt,
> waren die Universitäten vor allem für die Ausbildung von Theologen,
> Medizinern und Juristen zuständig. Daneben waren sie der Ort der
> Bewahrung tradierten Wissens. Noch zu Zeiten Kants galt an der
> Universität Königsberg der Grundsatz, dass Dissertationen keine neuen
> oder nichtkanonische Thesen enthalten durften. Eine der bedeutenden
> Forschungseinrichtung der frühen Neuzeit war die Royal Society, die
> keinerlei Verbindung mit den Universitäten in England hatte.

Du hast mich wohl nicht richtig verstanden. Ich habe nicht abgehoben
auf unsere Universitäten, sondern auf die Tatsache dass Wissenschaft
an Institutionalisierung wissenschaftlicher Praktiken, Standards etc.
gebunden ist. Und zwar wesentlich. Alles was du sagst bestätigt nur,
was ich behauptete: Denn die Royal Society war ja ebenso eine
wissenschaftliche Institution wie eine Universität. Prinzipiell ist
das also hier dasselbe. (Übrigens ist das mit der Royal Society nicht
ganz so einfach. Die Engländer hatten eben eigentlich nie mehr als 1,
2 Universitäten. Anders Deutschland, aufgrund seiner
Fragmentiertheit. Beide Modelle hatten ihre Vor- und Nachteile, was
hochinteressant ist, aber hier jetzt nicht Thema...)

Und da fügt sich dann auch ein, was du über Dissertationen noch zu
Kants Zeiten sagst. Ja, glaubst du denn das sei heute anders?! Nein,
natürlich nicht. Und das kann auch gar nicht anders sein.

Dass ich also "Universitäten" schrieb, solltest du nur so verstehen.
Ich sehe auch keine anderen, "konkurrierenden" Institutionen und
halte das auch für völlig unmöglich, das wäre schon selbst ein
Widerspruch. (Fraunhofer uvam. sind also in diesem Sinne also
ebenfalls zur Institutionalisierung von Wissenschaftlichkeit zu
zählen, welche ich hier titelartig "Universität" nannte).

> Dein Bild von der Universität ist im wahrsten Sinn des Wortes
> "romantisch".
Nein.

> Was hat das mit dem Thema zu tun? Nun, jemand wie Serhan "Lady Ray
> Bitch" (unsäglich dummer Name), entspricht dem, was Universität heute
> ist: eine Ausbildungseinrichtung. Das hat sie offensichtlich
> gemeistert. Promovieren über "Semiotik der Kleidung" passt perfekt,
> denn nach Roland Barthes und seinen Epigonen ist von einem solchen
> Thema nichts anderes zu erwarten als: keine neuen oder
> nichtkanonische Thesen. Das ist lediglich eine Fleißarbeit; zu der
Naja, das ist doch das, was ich sagte. 

> wird die Frau durchaus im Stande sein. Ich kenne keine Texte von ihr,
> aber ich nehme an, dass sie die akademische Koiné in Schrift und Wort
> beherrscht. Was sie ansonsten von sich gibt, hat damit nichts zu tun.
Ich behaupte eben, dass sie nicht mehr drauf hat als das untere
Mittelmaß. Man merkt es ihr ja doch an. Selbst Schlagfertigkeit geht
ihr völlig ab, und das ist ja wohl das mindeste, was sie bräuchte, um
diese "Lady Bitch Ray"-Rolle einigermaßen spielen zu können.
Dass das in den heutigen Universitäten (als Ausbildungsstätten)
reicht, ist traurig. Es ändert nichts daran, dass das nicht mehr
eigentliche Wissenschaft ist. Alles was mich störte, war ja ihr
Geschwätz von "wissenschaftlichem Hintergrund", "Wissenschaftlerin"
und "Linguistin". Ich weiß nun sehr genau, wie es in der
universitären Germanistik aussieht. Ein Riesenteil der Leute wird
graduiert, hätte aber eigentlich einen Proseminarsschein nicht
verdient. 

> Ich rede auch nicht so wie ich schreibe.
Du kannst vermutlich wenigstens anders. 

> Für ein Mittzwanzigerin hat sie sich in der Maischberger-Sendung
> ziemlich gut verkauft. Mir scheint, dass sie Dir als zeitweiliger
Echt? Fand ich nun gar nicht. Für eine "Wissenschaftlerin" und
"Linguistin" ist ihr Auftreten und v.a. Sprachgebrauch dermaßen
ärmlich, dass ich nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Wenn sie in
ihren "Musik"stücken vulgär reden will (oder behauptet, das bewusst
als Stilmittel einzusetzen, was ich eben bezweifle), dann sei es so.
Aber wenn sie in einer Talkshow es nicht schafft, mehr zu bringen,
naja..

> Katalysator eines generellen Kulturpessimismus dient, damit aber
Ja, stimmt. 

> bewertest Du sie über. Sie ist kein signifikantes Symptom, sie ist
> nur ein Phänomen. Gönn' ihr die 15 Minuten Ruhm. A poor player that
> struts and frets his hour upon the stage and then is heard no more...
Nein, ich bewerte sie gar nicht über. Ich habe sie schon vor einem
Weilchen "entdeckt". Damals dachte ich: so ein Kram kann nie was
werden. Nun war sie schon bei Maischberger. D.h.: Nicht ich, sondern
man hat sie überbewertet, das ist ja eigentlich das was ich so übel
finde: Man lässt sie in die Talkshow kommen, ihren Scheiss verzapfen,
sich als studierte intelligente Wissenschaftlerin und Künstlerin
darstellen, aber keiner hakt mal nach und führt sie vor, was kein
Problem gewesen wäre. 

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