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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Der kleine Goebbels

Ein guter Reporter, der macht sich tatsächlich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten.

Die Aussage eines guten Reporters und echten Demokraten.
So jemand will die Bürger informieren und ihnen selbst die Entscheidung überlassen, ob sie mit einer Sache sympathisieren und sich engagieren wollen oder nicht.
Zudem hilft diese Position auch immer die eignen Erkenntnisse und Überzeugung zu prüfen und sich nicht manipulieren zu lassen.
Der Wunsch die wachsamen Augen des Bürgers zu sein und dessen Meinungsbildung zu unterstützen. Natürlich kann niemand zu 100% neutral sein, aber diesem Ideal zu folgen bringt auch einen großen Lohn: Vertrauen und Respekt. Der Preis dafür ist aber auch der Verzicht auf viele falsche Freundschaften und der fehlende einfache Weg.

Tatsache, dass man als Reporter selbstverständlich Partei ist, das man selbstverständlich versucht, den Unterdrückten und Entrechteten eine Stimme zu geben, der Kritik. Dass man versucht, der Macht etwas entgegenzusetzen, einer Macht, die immer lauter ist als der Widerstand, und die über diverse offene und vor allem versteckte Propagandamittel verfügt, über Speichellecker und Opportunisten.

Die verdorbene Frucht, die der Klumpfüßige reicht.
Der Reporter als Manipulator, der für die "gute Sache" schreibt und dabei selbst zum Akteur wird.

Das ist eigentlich immer die gleiche Sache, über die ich schreibe. Was mich schon immer faszinierte: Die Möglichkeit der Veränderung der Welt. Die Veränderung dessen, was existiert. Die Möglichkeit zur Verbesserung der Bedingungen, unter denen Menschen leben.

Die daraus resultierende Hybris.
Der Weltenänderer, der Revolutionen herbeischreiben kann. Das Auditorium wird zu manipulierten Masse, die als eine Art Fußsoldaten dem Führer mit der Feder zu folgen hat und in die Schlacht geführt werden will.

Aber wie der kleine Paul Josef, folgen die auch nur ihren großen Meistern, die sie auch nur manipulieren. Der akademische Schreiberling Paul Josef Goebbels war nie der Mastermind des Postkartenmalers Adolf Hitler, sondern immer nur dessen devoter Fußabtreter.

Manche Protagonisten begreifen irgendwann ihre Rolle, aber das Gros flüchtet sich lieber in den Selbstbetrug, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Kapucinski konnte so gut schreiben, dass seine Reportagen literarischen Wert hatten. Und der Reporter geriet auch immer wieder ins Fabulieren - heute weiß man, dass er mitunter Episoden erfand, Erlebnisse kondensierte, Figuren zusammenfasste, und all das tat, was man als Journalist in Zeiten der politischen Korrektheit nicht mehr tut. Damals aber hat man so etwas nicht "fake-news" genannt, sondern "Verdichtung" und "höhere Wahrheit".

Heute nennt das auch relotiussen.
Und heute ist das populärer denn je. Sich an das Auditorium ranwanzen und den Lautsprecher für irgendwelche Leute machen, ist ganz schwer in Mode gekommen.

Das Thema ist die Tatsache, dass es viele Wahrheiten gibt und hinter diesen wahrscheinlich auch eine Wahrheit, dass diese Wahrheit sich aber auch dem aufgeschlossenen Blick immer wieder entzieht und immer gefärbt ist durch die Position dessen, der sie sucht.

Nein. Es gibt nur eine Wahrheit, nur ist die nicht sonderlich bequem und erschließt sich auch nicht sol leicht. Dafür müssen oft viele, liebgewonnene Überzeugungen abgeräumt werden.
Mit dem Guten ist es ebenfalls so eine Sache:

The road to hell is paved with good intentions

Gut gemeint ist nicht automatisch gut.

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