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  • Mathias Helm

mehr als 1000 Beiträge seit 02.06.2000

Für den "Sprengstoff" braucht es kein Internet

Es gibt im Netz auch deutsche Foren für Special Effects sowie Chemie.
Dort ist "ResistantX" wohl unterwegs gewesen. Inzwischen dürften
diese Foren weitgehend bereinigt sein. chemikalien.de, wo über
Nebenwirkungen von Pflanzendünger geplaudert wurde, ist gestern erst
mal komplett vom Netz gegangen.

Aber Sprengtechnik funktioniert seit Jahrhunderten auch ohne
Internet. In den 70ern existierte in meiner Klasse
(naturwissenschaftliches Gymnasium) zumindest das Basiswissen zum Bau
solcher Dinge. In meinem Jahrgang (ca. 100 Schüler, 3 Klassen) waren
mindestens 5, die es spätestens als 15-jährige ordentlich krachen
hätten lassen können. Die Anleitungen zum Experimentieren stammten
teils aus den Bücherschränken der Elterngeneration, teils aus dem
Chemiebaukasten. Zugriff auf einen älteren "Römpp" war auch
vorhanden.
"Jugend forscht" halt, aber damals im Regelfall ohne Aufsicht durch
Eltern oder Chemielehrer. Ein theoretisch sehr begabter
Klassenkamerad lag denn auch mal eine Woche mit einem Gesicht wie
Lehrer Lämpel im Krankenhaus, nachdem er die z.B. für "Knallerbsen"
typischen Zutaten in größerer Menge mit Hilfe eines Steines
zusammengerührt hatte. Und erfreute sich am gutmütigen Spott seiner
Klassenkameraden, die brav überlebensnotwendige Dinge wie Speiseeis
ans Krankenbett mitbrachten. Ein gottseidank vergleichsweise
praktisch begabter Schüler aus einer Parallelklasse brachte es zu
passablen Rohrbomben - Vorläufern, die man zum Detonieren aber einige
Minuten über offenem Feuer erhitzen musste. Völlig ausreichend, wenn
man weder Attentate noch Amokläufe plant.

Das Know-How, welches sowohl für pyrotechnische Effekte als auch zum
in die Luft Sprengen von Menschen notwendig ist, war und ist auch
ohne Internet verfügbar. Ansonsten muss man von vornherein auf die
Ausbildung von Ingenieuren mit chemischem Fachwissen verzichten.

Was man hier alles hätte verbieten müssen ...
Übrigens auch monatelang von Eltern und Lehrern weitgehend ignorierte
Misshandlungen auf dem Schulweg (da war der spätere Täter noch
minderjähriges Opfer) sowie "Bowling for Columbine" (FSK12).
Es reicht übrigens auch nicht aus, bei Online-Bestellung gewisser
Chemikalien die Eltern durch ein SEK aufwecken zu lassen.

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