Ein Indiz dafür, dass es in der westlichen Welt nicht so gut um diese Autonomie bestellt ist, liefert die Sterbebegleiterin Bronnie Ware. In ihrem internationalen Bestseller über die Reue der Sterbenden (dt. 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen) fasst sie deren Klagen wie folgt zusammen:
Ich wünschte, ich hätte mehr Mut gehabt, ein Leben in Ehrlichkeit mit mir selbst zu leben, nicht das Leben, das andere von mir erwarteten.
Ich wünschte, ich hätte nicht so hart gearbeitet.
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.
Ich wünschte, ich hätte Kontakt mit meinen Freunden gehalten.
Ich wünschte, ich hätte mir selbst erlaubt, glücklicher zu sein.Daraus spricht ein tiefes Verlangen nach Authentizität: Man selbst sein zu dürfen und so auch akzeptiert zu werden.
https://www.heise.de/tp/features/Der-Preis-fuers-perfekte-Leben-3318548.html?seite=2
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Dann ein Hinweis bezüglich einer Selbsttäuschung.
- kranke Gesellschaften
Eigentlich sollten "wir" nach einer "heilen" Welt streben, doch das Gegenteil "passiert".
Dazu die Ernüchterung, das es kaum alternative Gesellschaften gibt. Außer einigen wenigen Buschvölkern.Woher weißt du das denn so genau? Mal als Frage zum nachdenken gestellt. Ich verweise da mal auf Daniel Kahnemann und den Begriff "What you see is all there is", den ich bei ihm zum ersten mal gelesen habe. Das Konzept sagt: Der Mensch geht (fälschlich) davon aus, dass ihm jederzeit(!) alle(!) zur Situationsbewertung notwendigen Informationen vorliegen. Deswegen glauben wir, wir könnten so ziemlich alles beurteilen: Wir wissen genug über Geschichte, über eine bestimmte Menschengruppe, über das, was der Typ dahinten bestimmt für einer ist, und eben auch über Kulturen.
Deswegen: Wieviele *kennst* du denn wirklich? Die Frage gilt für mich ja auch. Ich zB weiß so gut wie gar nichts über auch nur eine einzelne Kultur in ganz Afrika. Der Kopf macht aus "Kenne ich nicht" aber das Gefühl "gibt es nicht".
Damit will ich bloß was zum Denken dalassen, um eine Rechtfertigung deinerseits gehts mir dabei gar nicht ;)
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Menschen sind sehr verschieden.
Franziska(1) formulierte einmal für ihre eigene Systemerklärung die Positionen von fünf "Einstellungsgruppen".
nämlich:
1. verantwortend
2. autoritär vertrauend
3. berechnend
4. resigniert dagegen
5. ohnmächtig-entschlossen dagegen
...sind hier gruppiert nach einem extrem abstrakten Kriterium, nämlich ihrem theoretischen (und dann auch praktischen) Sich-Verhalten zur "geltenden" Praxis und den Begründungen dafür.
In demselben Post schreibt Franziska(1) darauf:
Meine System-Erklärung ist anders. Die sieht das System und "die Verhältnisse" als Derivat des ...
(prekären; genau das ist ja das System-Versprechen und die System-Illusion, die der Glaube an Markt, Demokratie, Öffentlichkeit, Expertenwesen als tauglichen Vergesellschaftungs-"Instrumkenten" kreiert)
...Zusammenwirkens ...
(aufgrund dieses massenhaft geteilten Glaubens)
... von Trägern solcher ...
(system-befürwortender bis -ablehnender)
... Einstellungen.
Für diese Art Erklärung gibt es Vorbilder.
Etwa die folgende etwas schnoddrig klingende Nationalismus-Formel: Der Glaube an die Nation ist die Weise, in der sie besteht. Oder (abstrakter) das, was man "Tinkerbell"-Effekt nennt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.01.2019 16:50).