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  • Dracocephalus

mehr als 1000 Beiträge seit 25.09.2002

Das ist völlig richtig!

Endlich mal ein Experte, der Ahnung hat! Ich kann das nur bestätigen.
Da ich nun schon auf *rechne* 33(!) Jahre Spieleerfahrung
zurückblicken kann, kann ich dem nur beipflichten. Wenn ein Spiel
hinreichend komplex ist, stellt sich dem Spieler recht schnell die
Frage, wie er sich denn verhalten soll. Gut, bei Pac-Man stellt sich
die Frage nicht, aber bei Adventures oder Rollenspielen war das schon
immer so. Irgendwann wurden dann auch andere Spiele so komplex, dass
man sie auf unterschiedliche Arten lösen konnte und die Taten direkte
Auswirkungen auf den Spielverlauf hatten. Man erinnere sich z.B. an
"Deus Ex". Dort konnte man alle Gegner töten oder aber nur betäuben.
Man konnte entscheiden, wem man half und wem nicht. Und es gab
unterschiedliche Enden, je nachdem, wie man seine Entscheidungen
traf. Auch bei "Thief" konnte man leise schleichend die Mission
erfüllen oder mit gezielten Schüssen einfach alle Wachen erlegen (so
es denn nicht hieß "Töte nicht mehr als 3 Wachen"). Gerade bei GTA
kam noch der Realitätsfaktor dazu. Wie weit ging man? Hat man sinnlos
in der Gegend rumgeballert und starb dann irgendwann im Kugelhagel
der Helikopter? Oder hat man nicht alle Passanten umgenagelt. Klar,
in dem Spiel ist man kein Heiliger, aber man kann "in character" gut
oder böse spielen. 

Als alter Rollenspieler (von Pen&Paper über LARP bis zu MMORPG) hatte
ich nie Spaß an Chrakteren, die sich ethisch von mir stark
unterschieden. Wir hatten mal eine Gruppe gemacht, die aus lauter
Bösewichten bestand. Man möchte ja auch mal die Gegenseite spielen,
die immer alles darf und kann und die Fallen stellt, statt immer nur
hineinzutapsen. Ein wenig wie "Dungeon Keeper", aber lange vor der
Zeit. Kurzum: Keiner hatte wirklich Spaß. Es fiel mir schwer, meinen
Char Dinge tun zu lassen, die ich nicht tun würde. Das heißt jetzt
nicht, dass ich stehlen und töten würde, weil ich einen Dieb oder
Krieger spiele, aber man muss eben sehen, wie man die Rolle spielt.
Ich bin auch niemand, den man einen klassischen "Lawful
Good"-Charakter spielen würde (nach den etwas simpel gestrickten
Paladinen auch als als "Lawful blöd" bekannt). Ich würde mich
tendenziell als Chaotic Good einstufen, um mal in der Skala zu
bleiben. Und so spiele ich auch. 

Selbst ein Wechsel auf MMORPGs konnte das nicht ändern. Ich bin ein
netter WOWler, der zwar auch gemein sein kann, aber dafür einen guten
Grund braucht. Ich schlachte nicht sinnlos Zivilisten oder
Niedrigstufige Spieler ab. Das macht mir keinen Spaß. Und es gibt
auch dort Questen, die man differenziert lösen kann. Oder die man
schlicht meidet, weil sie nicht zum Char passen. Zur Zeit gefällt mit
die Richtung im Spiel auch nicht sonderlich, weil ich für einen
aggressiven Anführer kämpfen soll, obwohl ich eher harmonisch spiele.
Großer Thrall-Fan, definitiv Garrosch-Hasser. 
Das hat mir damals schon WC3 verleidet, weil ich es einfach nicht
mehr vertreten konnte, mit dem Protagonisten Arthas Stratholme zu
reinigen. Großer Uther-Fan daher auch ^^ Ich hoffe mal, es wird sich
bei WoW bald etwas ändern zu diesem Thema.

Ethik in Spielen ist daher super! Es hilft natürlich auch, wenn man
entsprechende Dilemma auch schon in Büchern zu lesen bekam oder gar
im wahren Leben hatte. Jeder Mensch entscheidet selbst über seine
Taten. Das gilt auch für moderne Spiele. Zeig mir wie Du spielst und
ich sag Dir wie Du so bist.

D.

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