Niedlich

Eine niedliche Eloge auf einen Politiker, dessen Leitung vor allem
darin besteht, sich selbst inszeniert zu haben. Interessant, so etwas
bei Telepolis zu finden. Nachgerade erfrischend.

Sicher, er hat einige konstitutive Impulse gesetzt. Ab 1983 war aber
Mitterands Politik ökonmisch weitgehend gescheitert. Wiedergewählt
wurde der Mann erstens wegen seiner Ausstrahlung (wer drauf steht,
ist selber schuld) und zweitens, weil es keine attraktive Alternative
im rechten Lager zu ihm gab. Dort schätzt man Mitterand gerade
deswegen, weil er die Kommunisten ausbootete, indem er sie in seine
Koalition einband. Im stramm antikommunistischen Deutschland
unvorstellbar. Dabei war die Elite der franz. KP ohnehin ein
zahnloser Tiger, wie sich schon 1944 deutlich abzeichnete. (Man hatte
die Chance, eine soziale Revolution zu initiieren, verzichtete aber
darauf, weil Stalin Njet sagte und man sich ohne den Großen Bruder
aus Moskau nichts zutraute).

Frankreich eine Bastion gegen die Amerikanisierung? Romantisches
Wunschdenken. Stehen in franz. Städten denn weniger Starbucks und
McDonalds rum? Machen die Multis dort weniger Geschäfte als in
Irland, Spanien oder Dänemark? Frankreich ist ein technokrtisches
Monstrum geworden. Dank Mittrerand. Frankreich hat ganz andere
kulturelle Probleme, wie die Auschreitungen in den Banlieues
beweisen. Die Grande Nation bekommt Probleme mit seinem nationalen
Selbstverständnis. Denn nichts währt ewig.
Was die Pro-Kopf-Einnahme an Anti-Depressiva anbetrifft, liegt La
France leider an der Spitze.