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177 Beiträge seit 14.12.2009

Genau, her mit dem Bundesamt für sauberen Journalismus

Der Abschied schrieb am 17. Oktober 2010 12:05

> Das Video-Material und die Chat-Protokolle sollten an richtige
> Journalisten herausgegeben werden, damit die sich unabhängig ein Bild
> von den Geschehnissen machen und wahrheitsgemäß darüber berichten
> können.

> Dies soll und muss in Zukunft bei allen zweifelhaften "Reportagen"
> möglich sein. 

Ja, nee, ist klar. 

Erstens ist dir offenbar nicht so richtig bewusst, dass der Presse
aus gutem Grund ein besonderer Quellenschutz zugestanden wird und aus
ebenso gutem Grunde nicht zwischen den Kontrollorganen genehmen und
ihnen nicht genehmen Presseorganen unterschieden wird. Alleine dein
Gelaber von der Überwachung durch "richtige" Journalisten entlarvt
dich als jemanden, dem es nicht um Pressefreiheit geht, gehen kann,
sondern um staatliche Kontrolle beliebiger öffentlicher Äußerungen.

Davon abgesehen ist dir zweitens offenbar noch weniger bewusst, dass
es seit Jahrzehnten weitreichende Gesetze gegen üble Nachrede,
Verleumdung, Lügen und dergleichen gibt. Deine Forderung ist also
völliger Unsinn. Es gibt Gerichte. Wir brauchen dein
Journalistenüberwachungsamt nicht.

> Wenn die Sender nichts zu verbergen haben, dann müssen sie diesem
> Vorschlag eigentlich zustimmen. 

"Wer nichts zu verbergen hat, ist eine arme Sau." 

Da du als anständiger Bürger nichts zu verbergen hast, bist du sicher
auch für die Vorratsdatenspeicherung. Die Polizei sollte auch
verdachtsunabhängig sämtliche Kennzeichen auf wichtigen Straßen
einlesen dürfen - anständige Bürger haben ja nichts was zu verbergen.
Hausdurchsuchung, einfach so? Warum nicht. Wer keine Kinderpornos
versteckt, hat ja nichts zu verbergen.

> Das wäre kein Eingriff in die Pressefreiheit, denn die Sender werden
> bei der Erstellung und Ausstrahlung nicht gehindert. 

Natürlich wird niemand behindert. Das will ja auch ü-b-e-r-h-a-u-p-t
gar niemand einer. 
Und den kleinen Nebeneffekt der von dir geforderten
Zwangsoffenlegung, nämlich dass sich kein Informant, der wirklich
einen dicken Fisch mitbringt und deshalb ganz besonders um seine
Sicherheit fürchten muss, mehr zur Presse traut, nehmen wir
genüsslich zur Kenntnis. So ist das halt, man muss doch die Freiheit
vor Schmutz und Unrat beschützen, und wir wollen ja nur die freie
Presse dabei unterstützen, ihre Arbeit "richtig" zu machen. Nicht
wahr …?

> Er ist ja in ihrem Interesse. 

"Herr Müller, es ist doch nur in ihrem Interesse, wenn sie künftig
mit uns zusammenarbeiten. Das müssen sie doch begreifen. Nun
unterschreiben sie schon, dass sie uns zukünftig über die Aktivitäten
ihrer Frau Bericht erstatten. Sie sind doch ein kluger Mensch. Und
wenn ihre Frau nichts zu verbergen hat – was ist denn schon dabei?"

> Lehnen sie ihn ab, dann zeigt das, 

"Herr Müller, wenn sie ablehnen, dann setzen sie sich dem Verdacht
aus, mit ihrer Frau gemeinsame Sache zu machen. Das möchten sie doch
sicher nicht, dass andere Leute sowas von ihnen denken müssen."

> dass sie weiter die Pressefreiheit als
> Freiheit verstehen, gegen jeden journalistischen Ethos zu verstoßen.

"Herr Müller. Sie sind doch ein anständiger Bürger. Sie wollen doch
nicht, dass jemand die Freiheit unseres schönen Staates als Recht
versteht, den Herrn Staatsratsvorsitzenden als senil zu bezeichnen.
Das geht doch nicht. Was hat der Herr Staatsratsvorsitzende ihnen
denn getan? Nichts. Sehen sie. – Danke für ihre Unterschrift. Wir
reden morgen dann nochmal über weitergehende Maßnahmen wie der
akustischen Aufklärung ihres Schlafzimmers. Sie haben doch nichts zu
verbergen. Und was soll ihre Frau von ihnen denken, wenn sie erfahren
würde, dass sie mit uns zusammenarbeiten? Es ist alles doch nur in
ihrem Interesse."

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