Populist schrieb am 26.04.2021 12:19:
Propeller15 schrieb am 26.04.2021 11:44:
Heute sind die Gewalterfahrungen zwar noch genauso intensiv, allerdings hat sich die Art der Gewalt geändert. Es sind keine Körperstrafen oder Verstümmelungen mehr, aber dafür eklatante Mikroaggression und schwer-schädigende verbale und diskriminierende Gewalt.
Wenn "Mikroaggressionen" genauso intensiv empfunden werden wie früher Körperschaften, dann lässt sich das nur dadurch erklären, dass sich die Maßstäbe verschoben haben. Das wiederum hieße aber, dass das Empfinden besonders sensibler Menschen eine Konstante ist und die äußeren Stressfaktoren lediglich als Projektionsfläche dienen. Oder anders ausgedrückt: Je mehr äußerliche Stressfaktoren wir eliminieren, umso sensibler werden die besonders sensiblen Menschen. Der politisch inkorrekte Ausdruck dafür lautet wohl "Verweichlichung".
Formal kann ich dem natürlich nicht zustimmen. Aber ich denke, wenn die Deutschen als "direkt" gelten (natürlich nicht 100%) und der Fokus verschiebt sich auf etwas weniger Direktkheit und dafür mehr Indirektheit, dann verstehen mehr Leute das Indirekte. Die Information bleibt aber dieselbe.
Ich frage mich, ob die Gewalterfahrung heutzutage nicht sogar noch intensiver ist, als damals!? Damals blieb einem nichts anderes übrig, als es abzuhaken, heute wird man durch dauernde Triggererfahrungen permanent weiter verletzt.
Ich bezweifele, dass ein relevanter Bevölkerungsanteil das so empfindet.
Mit Sicherheit sagen kann ich das natürlich auch nicht. Aber was die damals aushalten mussten und ausgehalten haben war schon erheblich.
Viele von den mutmaßlichen Triggern, die aus dem Alltag verbannt werden sollen, sind doch auch gar nicht neu. Die literarischen und filmischen Werke, um die es geht, sind teilweise Jahrzehnte alt.
Klar. Damals lag der Fokus auf dem körperlichen. Das ist jetzt weg. Das Gefühl: hier positiv dort total negativ bezieht sich jetzt auf was anderes.