Dieselben Linken, denen wir das Frauenwahlrecht und die Verleihung von Doktortiteln (wohlgemerkt: nicht "Doktorinnentitel") an Frauen zu verdanken haben, waren gegens Gendern und dafür, Frauen bei generischen Maskulinbegriffen ins Maskulinum zu inkludieren.
Warum das so war, verwundert wenig, wenn man sich das Konzept "gegenderte Sprache" einmal nüchtern vor Augen führt: Es besteht daraus, Menschen ohne sachliche Rechtfertigung aufgrund ihres Geschlechts sprachlich anders zu behandeln. In der Sprache Geschlechterkategorien vorzusehen (die der akademische Feminismus eigentlich dekonstruieren will). Das Geschlecht eines Menschen immer zu thematisieren, auch wenn es keine Rolle spielt - auch in der Schriftsprache, wo man den Menschen gar nicht sieht und ggf. noch nicht einmal wissen würde, welches Geschlecht er hat.
Immer mehr Menschen können mit der Einteilung in Geschlechterkategorien gar nichts mehr anfangen. Sie möchten entweder einem anderen sozialen Geschlecht angehören, als das, in welches sie aufgrund ihrer angeborenen Merkmale eingeteilt werden, oder sie möchten gar nicht eingeteilt werden und sehen sich als nicht-binär. Das ist alles kein Wunder, denn für die Einteilung in soziale Geschlechter gibt es keine logische Rechtfertigung, keine, die nicht auf Religion oder Konservativismus aufbaut, keine, die nicht auf Trennung, Unterschiedlichbehandlung und Diskriminierung aufbaut.
Wie kann, nachdem Simone De Beauvoir das Geschlecht bereits 1949 als konstruiert erkannte, und im Feminismus anerkannt ist, die Forderung nach sprachlicher Einteilung von Menschen in Geschlechterkategorien als progressiv gelten?