"...Wenn Minderheiten mit sich selbst beschäftigt sind und die Mehrheit, die moralisch anständig sein will, nichts weiter tun kann, als diesen Minderheiten Gehör zu schenken, geht etwas Wichtiges verloren: das Fürsprechen..."
Wie mir scheint, gehört der Autor dieses Artikels selbst einer Minderheit an, die sich ebenfalls an den Rand gedrängt sieht, weil sie sich nicht mit ganz konkreten Problemen von Individuen belasten wollen, die nun mal auch Teil der Gesellschaft sind. Was schließt aus, sich um den gefühlten Rassismus eines Menschen zu kümmern, der zwar begüterter und Mitglied der Mittelschicht ist u n d sich gleichzeitig um jeden Einzelnen wie auch um die Masse des ausgebeuteten Prekariats zu kümmern? Was hindert einen LINKEN, sich genauso um die Ausbeutung und Frauenfeindlichkeit in anderen Kontinenten zu kümmern?
Mag sein, dass eine Anzahl Linker (LINKER?) inzwischen ihren Fokus auf einzelne Schicksale oder Einzelgruppen richtet.
Ich selbst bin Mitglied der LINKEN, Anfang 70, ziemlich übergewichtig, unsportlich und habe meine Gedankenwelt aus den 60ern mitgebracht. Und ich sehe, dass die überwiegende Zahl meiner Genossen kein Problem mit "Woke" haben, weil sie sozialistisch, d.h. durchaus revolutionär antikapitalistisch und eben auch international denken. Die Thematik, die den Autor beschäftigt, scheint mir ebenso überflüssig wie sein Schluss, die Linken wären nicht mehr die Linken.
Wer sich deshalb (z.B.) von der LINKEN abwendet, hat von Politik nichts begriffen.