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  • Pearphidae

mehr als 1000 Beiträge seit 14.11.2021

Journalismus & Berichterstattung

hneu_1 schrieb am 09.03.2023 17:01:

Interessante Aussage. Das hört sich so an, als ob eine heilige Agenda über der Realität stehen würde.

Für Sie vielleicht. Journalismus steht dennoch nicht in der Pflicht, sich an Mehrheitsverhältnissen oder nationalistischen Narrativen zu orientieren. Ganz im Gegenteil.

Beste Grüße
Harald Neuber

Dies ist richtig. Doch geht echte Berichterstattung noch weit darüber hinaus. Für die Darstellung bemühe ich lieber allgemeine Quellen, als es selbst zu beschreiben:

"Nach den Statuten der Internationalen Journalisten-Föderation ist Journalismus zuerst dem Respekt vor Fakten und dem Recht der Öffentlichkeit auf Wahrheit verpflichtet. Journalismus trägt damit zur öffentlichen Meinungsbildung bei. Er wird deshalb oft als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. ...

Dementsprechend sind einer Ipsos-Umfrage 2019 zufolge die Haupterwartungen der Bevölkerung an den Journalismus, in Übereinstimmung mit der Sicht der Journalisten, dieser solle Dinge so berichten wie sie sind, dem Publikum erläutern, auf welchen Quellen die Berichterstattung beruht, unparteiischer Beobachter sein, Kritik an Missständen üben, Toleranz und kulturelle Vielfalt fördern, sowie aktuelles Geschehen einordnen und analysieren."

● https://de.wikipedia.org/wiki/Journalismus

"Ein Bericht ist eine längere journalistische Darstellungsform auf der Basis einer Nachricht. Wie diese schildert er einen Sachverhalt oder eine Handlung, ohne Wertungen des Autors zu enthalten."

● https://de.wikipedia.org/wiki/Bericht_(Journalismus)

Als unparteiischer Beobachter MUSS man sich jeglicher Interpretation und Bewertung von Fakten enthalten und ich muss in Telepolis gar nicht lange suchen, denn schon dieser Artikel verstößt gegen die Anforderungen. Während dies noch unter "zusammenfassende Wiedergabe" fällt... :

"Aus seiner Sicht versuchen die westlichen Eliten, eine "marode internationale Ordnung zu retten", während russische Eliten eine neue anstreben; und für sich selbst einen besseren Platz darin. Keine Seite könne aber erklären, wie davon jeweils der Rest der Menschheit profitieren soll.

... handelt es sich nachstehend um eine für eine reine Berichterstattung unzulässige Interpretation:

Vor diesem Hintergrund hält er die gegenwärtige Identitätspolitik bei zugleich hoher Abhängigkeit vom Westen für selbstzerstörerisch."

Wird einer Berichterstattung ein Schlusswort des Autors hinzugefügt, muss dieses explizit als solches gekennzeichnet werden. Ein einziger Satz hat hier eine bis dorthin reine Berichterstattung zu einem "Interpretativen Journalismus" herabgesetzt. Das ist schade und insbesondere tragisch, wenn es sich um eine redaktionelle Veröffentlichung handelt:

"Kennzeichnend für den redaktionellen Beitrag ist die journalistische Darstellungsform....
„Die Medien haben die Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden.“ ...
Redaktionelle Sonderveröffentlichungen, zum Beispiel Themen-Specials, unterliegen der gleichen redaktionellen Verantwortung wie alle redaktionellen Veröffentlichungen."

● https://de.wikipedia.org/wiki/Redaktioneller_Beitrag

Man kann meine Sichtweise als "zu eng gesteckt" betrachten, doch ich vertrete die Auffassung, dass echter Journalismus mit sauberer Berichterstattung seinen Wert verliert, wenn seine Prinzipien nicht genau eingehalten oder Unzulässigkeiten mit angeblichen "journalistischem Spielraum" getarnt werden. Journalistischer Spielraum besteht alleine in der Auswahl des Spektrums.

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