Das von unseren Medien entworfene Bild von der weltoffenen und demokratischen Ukraine ist doch genauso ein Zerrbild wie der "militärische Sondereinsatz", als den russische Medien der Bevölkerung den Krieg verkaufen.
Wer weiss z. B. dass in Kiew die Ehrung Schuchewytschs und Banderas durch Strassenwidmungen im Stadtparlament ohne Gegenstimme erfolgte, obwohl sie in der Bevölkerung höchst umstritten war. Die Nationalisten hatten selbst in Kiew eine Athmosphäre der Angst geschaffen, so dass die Gegner der Faschisten-Ehrung unter den Stadtparlamentariern sich der Stimme enthielten oder gleich zu Hause blieben.
Radikale Nationalisten, die inzwichen in mehreren Parteien, nicht zuletzt Poroschenkos "Europäische Solidarität", und anderen Organisationen Unterschlupf fanden, haben das Land und offensichtlich auch den Präsidenten im Griff. Die USA nutzen diese Konstellation, denn die radikalen Nationalisen bürgten dafür, dass es mit den Donbass-Bewohnern vor dem 24.2.22 keinen Verständigungsfrieden gab und mit Russland heute nicht gibt.
Das Streben der ukrainischen Nationalisten nach einem "ethnisch reinen" Nationalstaat, wie es am drastischsten in den Wolyn-Massakern zum Ausdruck kam, ist dem historischen Trauma der gescheiterten Staatsgründung nach dem 1. Wk geschuldet. Polen und die Sowjetunion konnten sich das als Ukraine bezeichnete Gebiet im Friedensvertrag von Riga 1921 mit Billigung der Alliierten und 1923 sogar des Völkerbundes teilen, weil es kein grösseres geschlossenes ukrainisches Siedlungsgebiet gab. Im Westen waren die Städte mehrheitlich polnisch und jüdisch, im Osten war die Bevölkerung russisch bzw. russifiziert.