Die Ideologie einer Leistungsgesellschaft, in der der gesellschaftliche Status eines Menschen durch seine individuell erbrachten Leistungen bestimmt sei, ist so tief in unserer Kultur verankert, dass wir sie gar nicht mehr als Ideologie bemerken.
Da muss ich dem Autor vehementst widersprechen! Die Leistungsgesellschaft ist keine Ideologie, sondern steckt sozusagen in unseren Genen. Wir sind – so wie so ziemlich jedes Lebewesen auf diesem Planeten – von der Natur aus so "programmiert", dass die Entwicklung einer Art/Spezies früher oder später immer auf eine Leistungsgesellschaft hinaus läuft.
Die Entwicklung einer Art/Spezies läuft so gut wie immer nach dem Leistungsprinzip ab. Sogar der Fortbestand einer Art hängt von diesem Leistungsprinzip ab. Wer bekommt das Weibchen ab? Derjenige, der sich gegen seine Rivalen durchsetzt. Wer stirbt nicht den Hungertod? Derjenige, der bei der aktiven Suche nach Nahrung (entweder als Jäger, als Sammler oder als Aasfresser) erfolgreich ist. Wer überlebt? Derjenige, der sich erfolgreich gegen die natürlichen Feinde seiner Art wehrt (entweder im Kampf, auf der Flucht oder durch Verstecken).
Man muss also – grob vereinfacht ausgedrückt – etwas tun bzw. eine Leistung erbringen, um zu überleben bzw. um nicht leer auszugehen. Wer nichts tut, darf sich auch nicht paaren (und damit tatkräftig für den Fortbestand der Spezies sorgen), bekommt kein Essen ab und/oder erliegt den natürlichen Feinden seiner Spezies. Survival of the fittest. Das Leistungsprinzip ist also tief in den Urinstinkten jeder Spezies verankert. Das ist jetzt wohlgemerkt kein Plädoyer für einen rücksichtslosen Sozialdarwinismus (denn soziales Verhalten gehört nach dem Motto "Einigkeit macht Stärke" mit zu den Überlebensstrategien einer jeden Art/Spezies), aber zu behaupten bzw. zu suggerieren, dass die Leistungsgesellschaft nur eine Ideologie ist, halte ich für eine sehr gewagte sozialromantische Behauptung. Nichts für Ungut.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.07.2019 06:20).