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  • bismi

mehr als 1000 Beiträge seit 02.01.2010

Lob und Kritik an Rainer Mausfeld im Allgemeinen

Lob

R.M.’s Vorträge zur Rolle von Medien, Politik, Propaganda und deren Manipulation des menschlichen Geistes sind einfach herausragend. Im Gegensatz zu Gustave Le Bons “Psychologie der Massen” sind R.M.’s Vorträge mit Praxisbeispielen und Quellen belegt und damit äußerst anschaulich, verständlich und eingängig. Sein Erkennen und Analysieren von Zusammenhängen ist ebenso brillant.

R.M. reißt sehr wirksam der repräsentativen parlamentarischen Demokratie des Westens die Maske vom Gesicht und zeigt die dahinterstehende Klassengesellschaft, deren Macht- und Machtverschleierungstaktik. Somit schafft er es gut, verkrustete Denkstrukturen in Bezug auf die westliche Demokratie aufzubrechen. Dies ist bei unserer heutigen vom Dogma eingelullten Bevölkerung absolut notwendig.

Die ersten vier Vorträge von R.M. (Juni 2015 - 22. Oktober 2017) sollte man unbedingt gesehen haben, weiterempfehlen und anderen zeigen! Diese Vorträge sind es, die die o.g. Punkte eindrucksvoll erfüllen.

Kritik

Einige seiner Theorien sind gewagt aber plausibel. Andere Analysen entsprechen jedoch den üblichen, heutzutage veröffentlichten Narrativen. Seine Kommentare über Wirtschaftspolitik sind zuweilen fragwürdig, wie die Behauptung, seit den 70er Jahren finde Kapitalvermehrung nur noch durch Finanz- und nicht Realwirtschaft statt.

Er hat ein lineares Geschichtsbild mit den Begriffen wie „vorwärts“ und „zurück“, die auch er nicht definiert. Seine eigene Vorstellung einer Gesellschaftsordnung wird meist nur unklar, wenig konkret und tröpfchenweise deutlich (s.u.). Sein Feindbild ist offensichtlich der politische (und wirtschaftliche) „Neoliberalismus“, den er aber nicht klar definiert. Der freie Markt ist für ihn ein widersprüchliches, metaphysisches Konzept.

Statt der von ihm zurecht kritisierten westlichen repräsentativen parlamentarischen Demokratie befürwortet er offensichtlich eine Herrschafts- und Gesellschaftsform, die auf einer nicht weniger dogmatischen Denkstruktur aufbaut. R.M. bezeichnet sie als radikaldemokratische Tradition der Aufklärung. Dieses Denken setzt also auf die Werte (die Irrtümer?!) der Aufklärung. R.M. spricht sich für echte partizipative Demokratie und für Egalitarismus aus, möglicherweise auch für eine von unten kontrollierte Rätedemokratie und real existierenden Sozialismus, der auch seiner Meinung nach bisher nie richtig ausprobiert wurde.
Dies sind unrealistische, sozialistische Illusionen, die nicht funktionieren können. Der Sozialismus ist, wie wir wissen, immer wieder gescheitert.

Seine späteren als die o.g. Publikationen sollte man deshalb, wenn überhaupt, zunehmend kritisch betrachten. Seine eigenen Visionen, die in seinen Vorträgen nur tröpfchenweise anklingen, sollte man hingegen unbedingt kritisch hinterfragen!

Fazit

R.M.’s großes und wichtiges Verdienst ist die Analyse der gesellschaftlichen Realität des Westens hinter der Fassade. Dieses Verdienst ist unbestritten. Es war und ist weiterhin notwendig.
Doch diese Realität von nicht egalitären Klassengesellschaften, die die Menschheit seit dem Verlassen der Prähistorie kennzeichnet und weiterhin kennzeichnen wird, kann auch R.M. nicht ändern.

Hätte es R.M. also bei der bloßen Analyse bewenden lassen sollen? Konnte er es dabei bewenden lassen?
Seine eigenen Visionen einer Gesellschaft sind ja utopisch und unrealistisch. Auch R.M.’s Utopia wird unter Garantie nicht funktionieren.

Verworfen habe ich wieder die Frage, ob dieser links-illusionäre Teil seiner Vorträge nötig ist, um nicht im Zensurfilter hängenzubleiben und so den wichtigen, guten Teil seiner Vorträge den Zuschauern übermitteln zu können. Zumal es dem bescheiden, im Polohemd statt im Anzug auftretenden R.M. mit seinem Zauselbart und seiner Zauselfrisur immer sehr gut gelingt, als Linker rüberzukommen.

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