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  • Masern

189 Beiträge seit 07.02.2015

Leute mit wenig Ressoursen = arm, krank, tod. Leute vielen R = doofer Kapitalism

So sieht es nun mal aus. Entweder arm und geringer Verbrauch, oder höherer Verbrauch = mehr Bildung, längere Lebenserwartung, schöne Dinge wie fließend Wasser, oder Elektrizität (inklusive Internet, Kühlschrank, Waschmaschine...)

Es ist nicht die Frage zwischen Kapitalismus oder nicht, sondern Armut oder nicht.
Mehr Ressourcenverbrauch, mehr Wohlstand. Mehr Wohlstand, mehr Ressourcenverbrauch. Das hat nichts mit Kapitalismus zu tun.
Da führt kein Weg daran vorbei.

Ihr wollt Internet? Na da braucht man einige Ressourcen dafür, da könnt ihr so kritisch über den Kapitalismus denken wie ihr wollt.

Das Wort "Überbevölkerung"
Ich mag es auch nicht wie es tw. verwendet wird. Da stimme ich tatsächlich zu.
Würde man jedoch die Wörter "hohes Bevölkerungswachstum" oder "hohe Fertilitätsrate" verwenden wird klarer das es ein Problem ist.

Zur Veranschaulichung eine Beispielrechnung.
Fertilitätsrate 4, ohne Kindersterblichkeit.
Das bedeutet Frauen im gebärfähigen Alter haben durchschnittlich 4 Kinder (2 Jungen, 2 Mädchen). 10 Millionen als Ausgangslage
Man hat also jeweils eine Verdoppelung: 10,20,40,80,160
Die Reihe kann man an den Fingern einer Hand abzählen, dennoch reicht es für einen 16-mal höheren Wert.
Konkret braucht man also. 16x mehr Wasser, Land, Nahrung, Infrastruktur, Arbeitsplätze...
Doch man braucht nicht nur mehr, man braucht es immer schneller (Verdoppelung).
Dazu reicht ein "mehr" auch nicht aus. Eine Stadt mit 100.000 Einwohnern hat viel geringere Anforderungen an die Infrastruktur als eine Stadt mit 1,6 Mio. Einwohnern. Ein simples "mehr" reicht nicht aus. Die Infrastruktur muss auch besser werden.

Nur solche Länder benötigen viel ihrer Arbeitszeit und ihrer Ressourcen nicht dafür die Infrastruktur zu verbessern, oder die Armut zu verringern (da gibt es Überschneidungen).
Die haben bereits genug damit zu tun die wachsenden Ressourcenanforderungen zu erfüllen. Für Verbesserungen bleibt wenig übrig. Eine hohe Fertilitätsrate steht dem Kampf gegen Armut, geringe Lebenserwartung, geringe Bildung usw. entgegen.

Allein deshalb ergibt es ja schon Sinn, die Fertilitätsrate möglichst schnell zu senken.
Die Fertilitätsrate in vielen Sub-Sahara Ländern lag übrigens lange Zeit nicht bei 4 sondern bei 6+. Man hat also mehr als eine Verdreifachung: 10,30,90,270,810
Das ist noch einmal um einiges heftiger, nicht wahr?
Ich mag es wie gesagt nicht, falls man das als Ablenkung verwendet, aber es ist gerade für die betroffenen Länder ein Problem, ein großes Problem.

Nun zum Afrika-China Vergleich.
Ja, es stimmt. Nur China hat die Armut viel stärker zurückgedrängt als die Sub-Sahara Länder. Geht der Autor also davon aus, dass Afrika auf ewig arm bleibt?

Mitte der 90er wurde die Talsohle in vielen S-S-Ländern erreicht. Danach ging es für viele nach oben. Die Fertilität sinkt, die durchschnittliche Lebensdauer steigt, er Zugang zu Elektrizität steigt usw.
Der Verbrauch in Afrika wird sich bis Ende des Jahrhunderts gewaltig steigern. Nicht nur wegen mehr Menschen, sondern weil es eben doch Fortschritte gibt.
https://ourworldindata.org/grapher/primary-energy-consumption-by-region
Der link ermöglicht unten mit der Zeitleiste zu spielen. Zuerst aber noch auf "relativ" klicken um das prozentuale Wachstum zu erhalten.
1965-2019 Asia Pacific +1283, Africa +691
1990-2019 Asia Pacific +237, Africa +111
2000-2019 Asia Pacific +129, Africa +73
2010-2019 Asia Pacific +31, Africa +21
Von allen Zeiträumen wurde also jener mit dem größten Unterschied gewählt (mehr als doppelt so groß).

Das Wichtige findet man jedoch in den letzten 10 Jahren. Afrika holt auf und in Europa sinkt der Primärenergieverbrauch. Schiebt den Regler mal auf 2011 ;-)

Der Vergleich hat also nur kurzzeitig Bestand, und je früher die Fertilität sinkt, umso früher kommen die Verbesserungen.

Der Grund wieso einige auf Afrika herumhacken: Die haben viel, viel mehr Entwicklungshilfe erhalten (staatlich als auch NGOs) als China. Dennoch hat China früher die Kurve gekriegt.
Da stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit. Man kennt die Redewendung: Mitleid kriegt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten.
Entwicklungshilfe kriegt man auch geschenkt, Investition gibt es nur, falls ein Land seine Hausaufgaben macht.

Natürlich gibt es Gründe wieso die Dinge so liefen. Doch am Ende bleibt festzuhalten, dass jedes Land für sich entscheiden muss gewisse Reformen anzugehen. Afrika hat sich damit mehr Zeit gelassen als China.

Noch ein Wort zur Bevölkerungsdichte. Je geringer, umso mehr Rohstoffe pro Kopf stehen zur Verfügung. Logisch, es wird also einfacher.

Nigeria hat 226 Personen pro km^2, die werden DE also bald deutlich überholen. In vielen Ländern Afrikas gibt es ja jetzt schon blutige Konflikte zwischen Nomaden und Bauern.
Ich verstehe also nicht ganz was es bringen soll für ganz Afrika einfach einen Durchschnittswert zu nehmen. Lokal, aber auch regional geht es jetzt schon zur Sache und es ist zweifelsfrei ein Problem.

Deshalb auch ein Grund möglichst früh gegenzusteuern.
Jeder will das es Afrika besser geht. Nur wir haben unterschiedliche Vorstellungen wie man das erreichen kann.
Ich freu mich mal zumindest, dass sich Dinge in vielen afrikanischen Ländern bessern. Auch, wenn ich hier kaum darauf eingehen konnte.

Es ist nur halt ein bisschen spät, gerade im Vergleich zu vielen Südasiatischen Ländern.

Edit: Zahlen ändern sich mit der Zeit, manche Leute kriegen es schneller mit als andere (ist kein Vorwurf, ist halt so). Nur Leute, welche die Zahlen haben und sich dann entscheiden nicht über die Probleme und deren Lösungen zu reden. Leute, welche lieber über die andere Gruppe herziehen, helfen der Sache auch nicht weiter.
Die Probleme sind real, manche Probleme sind größer, manche sind kleiner. Doch sie sind dennoch da.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.01.2021 14:38).

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