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mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2014

Amische und Mennoniten

Nach der Logik dieser Artikelserie müsste man auch gegen die isolationistischen religiösen Gruppierungen vorgehen.
Amische und Mennoniten sind wohl genau aufgrund dieser unterrückerischen ideologischen Gleichschaltung aus Europa geflohen.
Selbst heute könnten sie trotz aller so gerne hierzulande zelebrierten weltanschaulichen und religiösen Offenheit kaum überleben. (Btw.: Wie ist eigentlich die Sicht der Grünen gegenüber dem Sufismus?) Ihre Kinder würden zur staatlichen Schulbildung gezwungen werden, die v.a. darauf ausgerichtet ist, ihre kulturelle Identität, ihren Isolationismus, kurzum ihre Weltsicht und Lebensweise, zu brechen und durch staatliche Unterordnung und Gleichförmigkeit zu ersetzen, primär zum Zwecke der besseren "Verwertbarkeit" des andernfalls der Gemeinschaft entzogenen "Humankapitals". Beim Islam ist das ja alles verdammenswert und rechts, bei den anderen, v.a. den traditionell die amtskirchliche Linie, die hierzulande immer noch die politische Landschaft auf allen Ebenen durchzieht (da war ja selbst die attatürksche Türkei mal weiter - Frankreich sollte evtl. auch uns ein Vorbild sein?!), ablehnenden soll es nicht nur erlaubt, sondern gar geboten sein?!

Die Amtskirchen würde dies natürlich freuen, wären sie doch die ersten, die wieder gegen die "Häretiker" vorgehen würden, um die verirrten Schäfchen in die eigene, kirchensteuerzahlende Herde zurückzuführen oder auszumerzen.

Dabei wären selbst Klostergemeinschaften nicht von der hier geäußerten Kritik auszunehmen, gelten sie doch schon traditionell und qua geleisteten Gelübdes als, im bismarckschen Sinne, trans-montan und damit staats-deligitimierend und gefährdend.

Gerade bei den hier so angegangenen "Völkischen Siedlern" ist aber das Neoheidentum, v.a in seiner germanischen Ausrichtung, eher exotisches Streiflicht, während primär ein fundamentales Christentum anzutreffen ist, das sich eher an den noch in der Orthodoxie vertretenen konservativen Werten orientiert, als an der Beliebigkeit westkirchlicher Prägung, wo einzig der Vatikan noch als scharf kritisiertes und zu bekämpfendes Bollwerk dasteht, das aber auch immer weniger ernst genommen wird.
Vielleicht sollten wir endlich mal eine wirklich offene gesellschaftliche Debatte zu Weltanschauungsfragen führen, anstatt die stets durch abrahamitischen Konsenz von vornherein vergiftete Scheinoffenheit. Da gehören dann aber neben Humanisten, Buddhisten, Hindus, Sikkhs, Ba'hai, Zoroastiern, etc. (also den "Weltreligionen" nach Küng) auch solche Gruppen wie Satanisten (s. laVey), Thelemiten, Sannyassins, Druiden, Wicca, etc. mit an den Tisch. Dürfte ein interessantes Hauen und Stechen geben... Popcornvorräte wären anzuraten.

Was ist eigentlich mit linken Kommunen, die sich auch gerne - v.a. auf alten Domänen, Gütern und Burgen, einrichten, um einen "solidarischen, ökologischen und basisdemokratischen" Lebensstil zu etablieren. Von Hausbesetzerszene & Co. noch gar nicht angefangen...
Auch diese sollten dem Staat ja ein Dorn im Auge sein, zweifeln sie doch dessen Legitimität an, wenn auch von der anderen Seite, und betreiben durch die Etablierung alternativer Lebensentwürfe aktive Insubordination und kritisch zu sehende Systemgegnerschaft.

Völkische Siedler, "Aussteiger", Eremiten und Kommunarden haben eines gemeinsam - die Nicht-Anerkennung staatlicher Oberhoheit über die gesamte Lebensführung. Von daher sind sie für eine (politische) Herrschaftsklasse stets Störfaktor und Gegenstand massiver medialer wie am Ende auch physischer Bekämpfung, stellen sie doch die Alternativlosigkeit des Herrschaftsanspruchs, des gesamten politischen und sozialen Systems, die Unfehlbarkeit der "parlamentarischen" Entscheidungen, die gesamte gesellschaftliche und soziale Ordnung in Frage. Diese Überlegungen aber hat sich der Untertan nicht zu machen, er hat zu funktionieren, seine ihm zugedachte Rolle zu übernehmen, nicht aufzumucken und fügsam der Ausbeutung seiner "Arbeitskraft" und als willfähriger Konsument zwecks Abschöpfung und Minimierung seiner letzten verbliebenen Beteiligung zur Verfügung zu stehen. Keinesfalls darf er auch nur einen Gedanken daran verschwenden, dass er auch in einer selbstorganisierten Gemeinschaft ohne diese staatliche Führung auskommen könnte, allein durch vollständige und selbstverantwortliche Teilhabe an seiner Hände Werk.

Um das Ziel der Verdammung, Delegitimation und Desavouierung dieser Paria und Nonkonformisten zu erreichen, wird die altbewährte Leier von religiösem Abweichlertum über Sozialschädlichkeit (Ausfall der verwertbaren Arbeitskraft und von Steuer- und Sozialversicherungsaufkommen), von drohender Angriffsbewaffnung (statt durchaus verständlicher Selbstverteidigung gegen die bissige Meute staatlicher Bluthunde) bis hin zur bewährten Nazikeule (bei "kaisertreuen" Reichsbürgern - *lol*) abgespielt. Hat ja seit dem Mittelalter gegen derartige Herrschaftsgefährder immer wieder funktioniert. Was gegen die Katharer gut war, kann ja gegen die Reichsbürger nicht schlecht sein, oder?! Die rothaarigen Hexen von einst, sind die blondbezopften Mädchen von heute.
Was einst die Gefahr für das allgemeine Seelenheil war, ist heute der Klimawandel.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.08.2022 08:21).

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