könnten ja schlauer sein als ihre Regierung sich im "Neuland" niederlassen und es urbar machen...
Schönes Thema, da könnten wir wegen mir sehr lange drüber diskutieren… ;)
Diesen Gedanken hatte ich so bzw. so ähnlich nämlich auch mal. Und ich war auch noch so naiv und habe ernsthaft daran geglaubt.
Kleiner Rückblick: Als Student in den 90er (Mitte/Ende) musste / konnte man sich irgendwann privat per 56 k Modem mit dem Netz verbinden, was schon faszinierend war. An der UNI hatten wir aber eine -ich meine- T1 Standleitung, was dagegen gigantisch war. Zu Hause wurde schließlich in Einheiten teuer abgerechnet, an der UNI hat der Steuerzahler uns netterweise gesponsert. Von der Bandbreite ganz zu Schweigen. Wir hatten damals sogar extra den „IT-Prof“ gefragt (ich hab Maschinenbau studiert, damals hieß das Fach bei uns noch „Datenverarbeitung“), ob wir die Rechner auch privat nutzen dürften. Fällt ja evtl. auf wenn die Studenten da freiwillig extra länger sind um zu „lernen“… gleichzeitig die Download/upload Raten Ausschläge zeigen.
Die Antwort „solange ihr es nicht übertreibt“ hieß natürlich für uns Feuer frei! Nicht nur Napster lief quasi immer weiter, auch die Software war (zu Hause) jetzt stets auf dem neusten Stand und -jetzt kommt der Bezug zum Thema- die Möglichkeit auf einmal an einer riesengroßen Weltkarte zu sitzen und sich mit der ganzen Welt verbinden zu können, war hervorragend. Ich würde fast sagen, es herrschte definitiv so eine Art „Pioniergeist“, selbst wenn dabei ein Stückchen Nostalgie mitschwingen sollte.
Zensur? Gab es nicht! Warum auch!?
Sonstige nennenswerte Einschränkungen? Gab es nicht! Wozu auch!?
Die technischen Einschränkungen waren auch privat dann irgendwann Geschichte, d.h. der bezahlbare DSL Anschluß hatte relativ schnell das 56k Modem ersetzt. Boris Becker frug dann in der Werbung, ob er schon drin sei.
Die Entwicklung war also echt rasant, es ging Schlag auf Schlag. Das Studium war übrigens auch mittlerweile vorbei, die Jahrtausendwende wurde gefeiert und das Internet (ich weiß, ich formuliere technisch unsauber, will es aber einfach halten) wuchs rasant und es gab auch immer mehr Angebote und Informationsquellen. Privat wurden Laptops auch irgendwann bezahlbar, die Verbreitung nahm weiter zu, die Anschlusszahlen stiegen und es verbindeten sich immer mehr Menschen. Google war noch ein Start-Up, der Browser hieß Netscape Navigator, als Suchmaschinen gab es Altavista und/ oder Yahoo und Facebook gab es noch gar nicht…
Kurzum: Wir konnten uns frei austoben, es war für mich jedenfalls eine tolle Zeit!
Aber leider in der Form dann doch auch eher kurz, wie sich schon sehr bald herausstellen sollte.
Denn leider stellten sich meine Vorstellungen als Irrtum heraus.
Ich vertrat zur der Zeit nämlich die Meinung, daß das Internet quasi ein Booster für die Meinungsfreiheit sein könnte und damit auch der Demokratie gut tun würde und zudem das Potential hat, weltweit die Menschen weiter aufzuklären und so den Frieden zu fördern. Ich dachte auch, daß die Möglichkeit sich international unabhängig zu informieren zu einer Stärkung der 4. Gewalt führen würde und gleichzeitig sogar eine neue, 5. Gewalt entstehen kann, nämlich Online. Die Citizens of the world wide web, sozusagen.
Die Ernüchterung kam dann aber relativ schnell
Unternehmen könnten ja schlauer sein als ihre Regierung
Gensu die, also Unternehmen und die Regierung haben meine Vorstellung / Hoffnung relativ schnell als naiven Blödsinn versenkt. Unternehmen erkannten natürlich auch das Potential und die schnell wachsende Kommerzialisierung hat zu Qualitätseinbußen geführt und es wurde zudem auch in deren Sinne (kaputt)reguliert. Damit belasse ich es auch, ich könnte euch stundenlang zutexten. Das wäre ein längeres Thema.
Die Regierung hatte natürlich auch relativ schnell die Finger im Spiel und es hat dann immer weniger Spaß gemacht. Also mir zumindest.
—> Im Grunde war der Spaß nämlich schon ab 2001 auch wieder vorbei. Die Idee, das Internet würde ein Hort für Freiheit und Information, entpuppte sich als Schnapsidee. In Deutschland hatten ab 2001 die Innenminister Otto Schily und Dr. Wolfgang Schäuble ein Gesetz nach dem anderen versucht durchzuboxen, welche starke Einschränkungen der Nutzer bedeuteten und im Grunde recht schnell zu Zensur und Überwachung führte.
sich im "Neuland" niederlassen und es urbar machen...
Die, die sich da heute niedergelassen haben, unterstützen unbewusst sogar die Entwicklung vom freien uneingeschränkten Internet mit riesigem Potential zum zensierten Versammlungsort für lernresistente Filterblasenanhänger, die plötzlich Multiexperten sind. Also z.B. gleichzeitig Virologe, Klimaforscher, Historiker, Kriegsexperte, Bundestrainer und weitere. Je nach Thema. Die haben immer Recht, in ihrer eigenen Community bestätigen die sich schließlich gegenseitig.
Natürlich ist es zum Glück noch nicht ganz do schlimm, aber es wird anstrengender sich verifizierte Informationen zu beschaffen.
Der große Traum, daß das „Neuland“ das Potential hat, die Welt besser zu machen ist zwar immer noch gerechtfertigt und auch mehr als nur ein Traum, allerdings wurde das in meinen Augen zerstört!
Bezug zu heute und KI:
Ich denke, daß ein Nutzen für Bürger auch heute nicht unkontrolliert und frei möglich wäre und wie damals auch, mal wieder entsprechend reguliert würde. Die hatten auch damals schon keine Hemmungen so etwas wie einen Auskunftanspruch mit Beweislastumkehr ins Gesetz zu schreiben, das Grundrecht dafür einzuschränken und das Ganze ohne dabei Rot zu werden.
Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Vielleicht habe ich aber auch am Thema vorbei gedacht!?
In diesem Sinne, Baxter
(EDIT: Bezug zum Thema total vergessen)
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.07.2023 00:09).