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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Nach der Theorie hätte die NPD regelmäßig 10%+ Stimmen

Wenn "Fremdenhass" ausreichen würde, hätte die NPD deutlich mehr
Stimmen. Ist aber offenbar nicht so.

Es ist weniger der "Fremdenhass", der Wähler zu einer bestimmten
Partei zieht, sondern vielmehr die Sorge, dass bestimmte fremde
Einflüsse eine negative Wirkung auf die Gesellschaft ausüben;
"Gesellschaft" in der großen Bandbreite von der kleinsten Zelle
(Familie) bis hin eben zur gesamten Gesellschaft. 

Es sollte mal nachgedacht werden, welche Einflüsse im Speziellen die
Gesellschaft durch Fremde ablehnt. Womöglich käme heraus, dass es gar
nicht so sehr bestimmte Ethnien sind oder Hautfarbe oder welche
Andersartigkeit auch immer, sondern bestimmte Wesenszüge, welche
viele Menschen mit ihnen (gerechtfertigt oder nicht) asoziieren.

Da hätten wir z.B. Rumänen. Wenn man den Medien glauben darf, ist das
Bild der Rumänen wenig schmeichelhaft: gewerbemäßige Kriminelle,
Landstreicher in Form von Sinti und Roma, mangelhaft gebildete
Zuwanderer, welche nur für schlecht bezahlte Hilfsarbeiten taugen -
dieses Bild wird in den Medien vermittelt. Auf jeden positiv
wirkenden Artikel (Rumänen sind im Schnitt weniger von Sozialsystemen
abhängig, sind flexibler als deutsche Arbeitnehmer, ...) kommen
mindestens fünf, welche die Rumänen in ein schlechtes Licht rücken.

Oder unsere Muslime! Auch hier sind die Medien extrem
meinungsBILDend. Wenn sie nicht gerade Kirchen anzünden, sich
Salafisten nennen, als Boko Haram Mädchen entführen oder in einem der
vielen, vielen von Bürgerkriegen zerrütteten nahöstlichen Staaten
Gottesstaaten mit all seinen "tollen" Errungenschaften durchsetzen
wollen, scheinen sie sich am liebsten für Allah in die Luft sprengen
zu wollen. Das Bild von den Muslimen ist denkbar schlecht. 
Seltsamerweise will mein Projektleiter (ein Türke) nicht so recht ins
Bild passen, was da von den Medien vermittelt wird. Auch von den
Nachbarn in meiner Straße kann ich nichts Negatives, aber viel
Positives berichten. Die Jugendlichen sind nicht weniger freundlich
als deren "einheimische Gegenstücke".
Der aggressive Krawallmuslim, den kenne ich nur aus den Medien.

Und die Griechen? Wie ewig haben BILD und Konsorten versucht, die
Griechen als reiche Schmarotzer darzustellen, die den deutschen
Steuerzahler abkassieren. Dass im Moment die allermeisten Griechen
keine Arbeit mehr haben und eine Art Subsistenzwirtschaft betreiben
müssen, um irgendwie zu überleben, dass die Selbstmordrate durch die
Decke geschossen ist, dass das Gesundheitssystem so kaputtgespart
wurde, dass die Säuglingssterblichkeit fast wieder auf
vorindustriellem Niveau angekommen ist - das steht dagegen nur am
Rande mal auf einigen wenigen ausgewählten Nachrichtenseiten.

Das neue Feindbild ist übrigens der Russe. Der fiese, gemeine Rote,
der arme kleine Länder überfällt und sich einverleibt, der wieder
Geopolitik betreibt und unbedingt den Krieg will. Putin, vor wenigen
Monaten noch ein "lupenreiner Demokrat" und "Verbündeter im Krieg
gegen den Terror" ist auf einmal selbst ein "Terrorist", "Diktator"
und "Kriegstreiber". Wiedermal sind die Medien absolut treibende
Kraft, latent vorhandene Skepsis gegenüber Fremden zu maximieren und
in Abneigung, bisweilen Hass zu verwandeln. Nur diesmal fällt es auf,
das Spiel: die Propaganda ist zu schnell entlarvt, die unrühmliche
Rolle des Westens (und auch Deutschlands) in der Revolution in der
Ukraine nicht vergessen. Die Rechten auf dem Maidan sind nicht meine
Freunde, die Russen nicht meine Feinde.

Was ich mit sagen möchte, nur anhand dieser wenigen Beispiele:
Fremdenhass oder Völkersympathien werden großzügig gelenkt von den
Medien. Latente Abneigung kann potentiert werden mit wenigen
Artikeln, welche bestimmte Vorurteile verstärken sollen. Und da
werden Rumänen zu Kriminellen, Griechen zu Abzockern,
Türken/Iraner/Araber (also Moslems) zu Fanatikern und Russen zu
brutalen Kriegstreibern. Fertig die Kiste, die Auflage ist hoch und
der Fremdenhass kocht.

Mahlzeit.

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