Das ist die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Werden keine Waffen geliefert, könnte kurzfristig ein Waffenstillstand erzielt werden, in dem Russland einige Ziele erreicht hat (wie etwa eine Landverbindung zur Krim), was Putins Macht kurzfristig stärkt. Das würde allerdings neue Ambitionen Seitens Russland wecken, und möglicherweise bald zu einem neuen Aufflammen der Kämpfe führen, mit am Ende insgesamt noch höheren Opferzahlen durch konventionelle Waffen auch durch zwischenzeitliche Aufrüstung/Konsolidierung der Truppen auf beiden Seiten und insbesondere auf russischer Seite gestärkter Moral. Ein Risiko eines Atomschlages wäre aber möglicherweise geringer als bei Waffenlieferungen, denn in diesem Fall wird sich die Ukraine nicht auf einen Waffenstillstand in der aktuellen Lage einlassen, und vermutlich längerfristig auch Erfolge verbuchen können, da Russland die aktuellen Gebiete zumindest ohne Generalmobilmachung nicht halten können wird. Das Risiko eines russischen Atomschlages würde massiv gesteigert, wenn die russische Seite eine Generalmobilmachung um jeden Preis vermeiden möchte, da die Unterstützung in der Bevölkerung ohnehin schon relativ mau ist und in solch einem Fall weiter schwinden würde, aber andererseits auch die Angriffe auf russisches Territorium zunehmen würden oder die Krim attackiert würde. Solange sich die Kampfhandlungen also auf die ohnehin schon umkämpften Gebiete auch langfristig konzentrieren werden die Opferzahlen insgesamt wohl geringer bleiben, bei einem Einsatz von Nuklearwaffen (und im zweiten Fall wäre das Risiko deutlich höher) jedoch massiv explodieren.
Mit einem Umsturz des russischen Systems ist so oder so nicht zu rechnen.
Da Putin und Lawrov beide schon ein gewisses Alter erreicht haben bleibt nur die Hoffnung auf einen natürlichen, möglichst zeitnahen Regimewechsel. Letztlich ein Spiel auf Zeit. Die Frage bleibt, welches "Zeitspiel" da effektiver, und vor allem, risikoärmer ist.