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  • Sebowski

133 Beiträge seit 29.04.2022

OT: Öffentlichkeitsarbeit in Krisenregionen

Aus dem Artikel:

In diesem Zusammenhang bezeichnend ist die Atmosphäre, mit der man uns im Zentralkrankenhaus Wyschgorod empfing: Da kommen wieder welche für einen Fototermin! Sobald klar war, dass wir hier waren, um konkret zu unterstützen, änderte sich die Stimmung sofort. Unsere Ansprechpartner waren regelrecht überrascht, dass wir etwas mitbrachten, dass wir über Nacht blieben und – ganz wichtig – dass wir danach fragten, was vor Ort dringend benötigt wird.

Ich musste erfahren, dass solche Nachfragen nur selten erfolgen. Und es mangelt bereits jetzt an vielem, was die Behandlungsmöglichkeit von Kriegsopfern betrifft.

Das wundert mich nicht. Ich kannte mal einen älteren Herren, der beruflich in den 90er in der Entwicklungshilfe in einem afrikanischen Staat war (glaube Somalia). Er bekam live mit, wie das mit den Fototerminen dort lief:
Ein frisch gebohrter Brunnen für ein ganzes Dorf. Journalisten inkl. Kamerateam vor Ort, um zu berichten, wie sehr dort der Bevölkerung geholfen wird. Am Brunnen stehen die Menschen an, scheinbar ohne Angst und freudig, endlich etwas Wasser zu bekommen, die kleinen Kinder werden gezeigt, wie sie trotz Armut in die Kamera lächeln, alles mutet relativ friedlich an. Dann Kamera aus, Journalisten weg. Sofort kommt wieder der nette Herr von der örtlichen Miliz mit der AK47 in der Hand und stellt sich vor den Brunnen. Nun heißt es wieder Abgaben zahlen, um Wasser zu bekommen.
So sieht die Realität aus, wenn Medien und/oder Politiker öffentlichkeitswirksam in Krisenregionen reisen.
Leider! Ist in der Ukraine sicher nicht anders, nur dass es dort nicht um Brunnen geht...

Peace!

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