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  • elklynx

mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2004

wirds gar nicht

Natürlich ist ein Semitismus als Gegenstück zu Antisemitismus sehr wohl annehmbar, gerade weil das Wort Antisemitismus nicht nur in einer im vorangegangenen Beitrag festgeengten Bedeutung eingemeißelt ist. Es ist in der Tat so, dass dein Einwand schon deshalb nicht funktioniert, weil deine Darlegung des Begriffs eine der Grundlagen des Artikels ist. Ja, so wie du das darstellst, ist der Begriff entstanden und der Artikel betrachtet nun weiter, was daraus so alles folgt. Am Ende kann man aus dem Artikel verschiedenes mitnehmen. Ein Blick auf den Titel verrät dabei, dass eine Kritik am akademischen und nichtakademischen Verschwurbel um die Begriffe Rasse und Rassismus, das derzeit allgegenwärtig ist, eine wichtige Lesart anbietet.

Die Alternative Antijudaismus, das wird im Artikel dargelegt, funktioniert deshalb nicht, weil schon der Begriff "Jude" nicht funktioniert: Was ist denn ein "unreligiöser Jude"? Brauchen wir dann dort "Rasse", obwohl es ja eben gerade keine Rassemerkmale gibt? Ben Becker hat vor einer Dekade oder mehr mal eine hervorragende Filmspiel-Leistung dazu erbracht. Ich weiß leider den Titel nicht mehr, aber in jenem Film-Monolog wird vielleicht deutlicher, was hier alles reinschwingt.

Meine Zusammenmfassung des Artikels:
Der Begriff Antisemitismus ist unzulänglich, weil in ihm Rasse als Konzept von Juden vorausgesetzt wird und Rasse hier falsch angewendet wird. Dabei setzt der Artikel einen europäischen Rassebrigriff voraus. Mit einem nordamerikanischen Rassebegriff, der sich biologischer Zusammenhänge mitlerweile vollkommen entledigt hat, funktionierts zwar: Der würde genau das treffen, was jemand, der von sich sagt, er sei sowohl nichtreligiöser Jude als auch davon überzeuigt, dass es keine biologischen Rasseunterschiede zwischen Menschen gebe. Der Begriff läuft aber, und das tut er seit ein paar Jahrzehnten, in eine Absurdität, sobald jemand gleichzeitig an diese amerikanische Verschwurbelung um den Begriff "Rassismus" glaubt, als auch seinem KLumpel sagt, sein Hund sei eine "belgische Dogge". Wir sollten nicht zwei völlig unvereinnbare Konzepte unter dem gleichen Begriff, nämlich Rasse, haben und das ist die Kritik, die der Artikel übt. Er macht das mit literarischem Geschick anschaulich, was an Universitäten heutzutage nicht verstanden und als Schreibstil verpönt wird. Man braucht auch interpretatorisches Geschick. Ich mags, weil ich den Gedankengang so besser nachvollziehen kann.

P.S.
https://www.kino.de/film/ein-ganz-gewoehnlicher-jude-2005/
Das ist der Film mit Ben Becker. Es gibt eine Buchvorlage von Charles Lewinski, aber ich finde beim Gespielten kann man die Zerrissenheit des Begriffs viel besser nachempfinden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.11.2023 13:32).

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