Doch fällt dabei nicht etwas auf? Ein Ungleichgewicht? Wir schlagen uns um die Macht, um die Gewalt der Worte. Wenn es darum geht, ist die Debattenbereitschaft ganz groß. Man kann sich vor Kommentaren und Gegenkommentaren kaum retten. Aber warum korrespondiert dies so auffällig mit einem Schweigen, mit einem Hinnehmen von all dem, was Worte nur zementieren? Haben wir uns an das Wesentliche bereits so gewöhnt, dass wir uns nur noch an den Phänomenen die Haare ausreißen können?
Was bitte soll das heißen? Da kann sich jede/r fast Beliebiges vorstellen.
Als alter-weißer-cis-Mann finde ich es empörend, das mit einem Sprachgebrauch, der in meiner Kindheit Alltag war und von Rassisten und Anti-Rassisten gebraucht wurde, ich als Rassist einsortiert werde. Von irgendwelchen ahnungslosen jungen Schnöseln, die Nichts über meine Umwelt, mein Wasser wussten.
Hier https://www.volksliederarchiv.de/was-treiben-wir-deutschen-in-afrika-bibel-und-flinte/ kommen in Bezug auf Afrika die Worte Kaffer, Wilde und Heiden vor. Nichts an dem Lied ist rassistisch. Nach 1945 gehörten "Negersoldaten" zu den US und französischen Besatzungstruppen und einer von denen, Rick Abao, brachte mir nahe sich auch wieder mit deutschen Volksliedern zu beschäftigen. Dr. King kämpfte für die Rechte der Neger. Das war positiv gemeint.
Die Welt hat sich gewandelt. Als Kindergartenkind bin ich mit meinem Sandkastenfreund 5 Kilometer bergauf gelaufen, um den afrikanischen Freund seines großen Bruders zu sehen. Er kam aus Kamerun und war (in Koblenz) der erste Dunkelhäutige Mensch, dem ich bewusst gegenüber stand. Es gab nur Weiße. Der Mann war erstaunt, freundlich, schenkte jedem von uns eine Briefmarke aus seiner Heimat. Dieser Marsch mit der Begründung ist heute unvorstellbar. Die Welt hat sich verändert.
Deshalb verwende ich das Wort Neger nur, wenn es darum geht, weil "das N-Wort" für mich ein Beispiel für Heuchelei ist. Es kam es den USA. Nigger war klar abwertend und wurde durch Negro ersetzt. Dann kam Black People ... und jetzt POC. Don Quichote reitet gegen die Windmühle und wundert sich über die immer wiederkehrenden Niederlagen. Die Riesen gibt es nicht. Die Beschwernisse sind an anderen Stellen zu finden, da wo schlechtere Noten verteilt werden, wo es schlechtere Jobchancen gibt, wo im Kreis der Klassenkameraden die rassistischen Mobber geduldet werden ...
Pippi Langstrumpf sollte es in zwei Ausgaben geben: Original und Zeitgemäß. Das ermöglicht die Diskussion zur Sache. Das Verbot von "Negerkönig" verhindert sie. Karl May war verblasen, aber klar in Bezug auf Indianer (nativ nations) und Araber kein Rassist. Deshalb kann in einem Vor- oder Nachwort auf das Wasser hingewiesen werden, das er alltäglich schwimmend nicht bemerkte.
Vielleicht wird jetzt klar, weshalb ich in dem zitierten Abschnitt einen Beitrag zum Schweigen sehe.
P.S.: Noch ein Lied, dass in keinen Fall rassistisch ist und in dem heute obsolete Worte auftauchen. Es kommt auf den Inhalt, nicht auf das einzelne Wort, an.
https://www.youtube.com/watch?v=AASdcx9Dq5g
Und noch eine kurze Dokumentation dazu, wie das Lied an seine Zeit angepasst wurde:
https://www.youtube.com/watch?v=a6WZ71YXGWw
P.P.S.: Leicht abgewandelt ließe sich das alles auch über feministische Sprachgebote schreiben.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.07.2021 14:06).