Image des Schwarzfahrens: Wenn Sprachkosmetik soziale Kämpfe ersetzt
Wenn es denn wahre Sprachkosmetik wäre! Denn Kosmetik dient ja definitionsgemäß dazu, etwas zu verschönern. Wenn aber "Schwarzfahrer" durch "Person ohne gültigen Fahrschein" o.ä. ersetzt wird, wird die Sache nur verkompliziert. "Schwarzfahrer" ist kurz und griffig bzw. prägnant; "Person ohne gültigen Fahrschein" ist sprachlich schwerfällig, zungenbrecherisch und holprig.
Das liegt nicht im Sinne der sprachlichen Entwicklung. Der Sinn der Sprache lag immer darin, die Kommunikation zu vereinfachen – nicht zu erschweren. Und lange Zeit wetteiferten Schriftsteller, Dichter, Redakteure, Lyriker und andere darum, wer sich am Schönsten bzw. rhetorisch Elegantesten ausdrückt (heutzutage herrscht leider der umgekehrte Trend vor und versucht man sich gegenseitig sprachlich zu unterbieten... so frei nach dem Motto "Wie kann ich mich so ordinär/vulgär/provokativ wie nur möglich ausdrücken").
Wenn also Sprachkosmetik, dann aber richtig! Wenn schon der Begriff "Schwarzfahrer" im Zuge der vorauseilenden politischen (Über-)Korrektheit unbedingt ersetzt werden muss, dann bitte durch eine elegantere Redewendung als "Person ohne gültigen Fahrschein". Was weiß ich, "Ticketmuffel", "Ticketverweigerer", ja sogar "Leistungserschleicher" klingt besser als "Person ohne gültigen Fahrschein". Startet meinetwegen einen semantischen Wettbewerb, wo die kreativste Wortschöpfung gewinnt. Die Spiele sind eröffnet! 😉😎