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  • kulinux

mehr als 1000 Beiträge seit 29.01.2001

Re: Der eigentliche Skandal ist dass,

als-ob schrieb am 17.03.2021 10:20:

Wieder alles richtig und trotzdem, irgendetwas ist Heute anders. Das Land steckt in einer System bedingten Krise, der großen Masse der Bevölkerung geht es spürbar schlechter materiell und sozial. Der Staat greifft auf das Ersparte der Bürger und auf die Rücklagen der Versicherungen um seine Schulden zu reduzieren, baut Überwachung aus, dem Bürger wird vermittelt, er sei ein Untertaner der sich widerstandslos zu fügen hat. Die Gesellschaft nimmt starke hierarchische Züge an: wir haben die Dienenden, die immer weniger Zukunftsicherheit besitzen, und wie Ware nach Nachfrage und Abgebot entlohnt werden, dann haben wir die klar definierte Mittelschicht die zunehmend aus Priviligierten wie Ärzte, Apotheker, höhere Beamter und Politiker besteht. Was darübet ist entzieht sich gänzlich der Kenntnis und vor allem, Kontrolle der Menschen. Das schlimmste ist, dass man spürt, dass wir erst am Anfang des Weges sind und vielen Menschen (noch) bewußt ist, dass es auch anders ging. Ein Bekannter von mir, selbst Rentner schon vor fünfzehn Jahren glaubte, dass das bisherige Rentensystem zu teuer für den Staat sei. Und an was lässt man uns glauben wir Heute? So ist es an der Zeit, sich zu empören und zu agieren und nicht zu beschwichtigen, es war schon immer so.

Kann Dir vollends zustimmen.
Ich wollte ja keinesfalls irgendwas verharmlosen. Für mich stellt sich das eher so dar, dass es schon immer schlimm war (insbes. die Korruption im Parteiensystem der BRD seit Adenauer). Dass der Satz "Schlümmer geht ümmer!" sich jetzt tagtäglich zu bewahrheiten scheint, liegt aber m.E. vor allem daran, dass man solche Schweinereien jetzt eher erfährt als noch vor 20+ Jahren, als die wenigen Medien und die Hinterzimmergespräche im Provinznest Bonn noch überschaubarer und leichter zu kontrollieren waren.

Die hierarchischen Züge gab es ebenfalls schon immer: Auch wenn die Chefetage noch in den 70er "nur" das 40-fache des Arbeiterlohns "verdiente" und inzwischen beim 400-fachen angekommen sein dürfte: Für die Arbeiterfamilie in einer Nachkriegssiedlung der 50er war der Lebensstil der Reichen "genau so weit weg" wie heute – denn irgendwann kann man sich nicht noch mehr "Reichtum" anschaffen. Die Häuser und Yachten sind noch etwas größer und VIEL teurer, aber das ist ja bei allen Luxusprodukten so: Je höher der Preis, desto größer der Aufschlag für die winzigste "Verbesserung", die nur noch zur Distinktion gegenüber den anderen Superreichen dient.

Anfang der 1970er mag das noch kurz anders ausgesehen haben, aber auch das war nur Schein und Ideologie/Propaganda. Im Hintergrund werkelten dieselben "dunklen Mächte" wie eh und je daran, das Volk auszuplündern. Sämtliche Zugeständnisse waren nur dazu da, das Schaufenster nach Osten glänzender erscheinen zu lassen: Wer das damals wie ich aus dem Osten beobachtet hat, konnte problemlos auch damals schon in TV-Reportagen lernen, dass es schon kurz "hinter" dem Schaufenster genau so armselig zuging, wie in den ärmsten Ländern des real-existierenden Sozialismus. Von diktatorischer Gewaltherrschaft (wer erinnert sich noch an die Diktaturen in GR, Spanien, Portugal … und in IT war es ja auch mehrmals fast so weit) ganz abgesehen.

Achja: Was Du als "Mittelschicht" bezeichnest, mag zwar rein rechnerisch die "mittleren" Einkommen und Vermögen repräsentieren, besteht de facto aber aus den unter 9 der oberen 10% in diesem Land. Ist also mitnichten irgendwo in der "Mitte". Dort findet statistisch gesehen der Übergang von den "have-nots" zu den "have-a-little-bit-but-not-enough" statt ;-)

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