aus: http://sueddeutsche.de/ausland/artikel/996/15981/
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Waffentechnik
USA warfen im Irak geächtete Brandbomben ab
Das amerikanische Verteidigungsministerium hat den Einsatz
international umstrittener Brandbomben im Irak-Krieg eingeräumt. Zwar
handelte es sich nicht um die völkerrechtlich geächteten
Napalmbomben, die Waffen haben jedoch die gleiche Wirkung.
Von Frank Nienhuysen
(SZ vom 09.08.2003) – Flugzeuge der US-Marineinfanterie hätten die
Feuerbomben vom Typ MK-77 mindestens einmal in der Nähe von Safwan an
der irakisch-kuwaitischen Grenze abgeworfen, sagte ein Sprecher des
Verteidigungsministeriums am Donnerstag in Washington.
Das Pentagon bestritt zugleich, dass es sich bei den Brandbomben um
Napalm gehandelt habe. Nach Ansicht von Rüstungsexperten haben
MK-77-Waffen jedoch „die gleiche Wirkung“ wie das Gemisch, das von
den USA in Vietnam eingesetzt wurde.
Der umstrittene Einsatz der Brandbomben fand im März beim Angriff der
US-Truppen auf einen irakischen Militärbeobachter-Posten statt. Nach
einem Bericht des Sydney Morning Herald ging Safwan Hill damals "in
einem riesigen Feuerball" auf.
Die Zeitung San Diego Union Tribune berichtete von einem Angriff mit
Dutzenden solcher Bomben am Fluss Tigris, der dabei half, den Weg
nach Bagdad freizumachen. Sie zitierte einen amerikanischen
Kommandeur mit den Worten: "Wir nahmen beide Brücken mit Napalm unter
Feuer. Die Generäle lieben Napalm. Es hat einen großen
psychologischen Effekt."
Noch im März hatte Tim Blair, ein Sprecher des
US-Verteidigungsministeriums, gesagt, "die amerikanischen
Streitkräfte haben kein Napalm im Irak eingesetzt und werden dies
auch nicht tun". Nach Informationen der ARD verwendeten die
Amerikaner im Irak binnen 30 Tagen 30 Kanister des Napalm ähnlichen
Stoffs.
USA: Napalm völlig vernichtet
Der Einsatz von Napalm wird international geächtet und widerspricht
dem Geist der Genfer Konvention, die Waffen verbietet, mit denen der
Zivilbevölkerung unnötiges Leid zufügt wird.
Das US-Militär weist allerdings den Vorwurf zurück, dass es sich bei
der MK-77-Waffe überhaupt um Napalm handelt. "Die chemische
Zusammensetzung ist unterschiedlich. Es sind zwei verschiedene Waffen
mit ähnlich destruktiven Merkmalen", sagte ein Militärsprecher.
Die letzten Napalm-Bestände aus der Vietnam-Zeit seien vor zwei
Jahren vernichtet worden. Nach amerikanischer Darstellung handelt es
sich bei MK-77 um Flugzeugkerosin, das mit einem Zusatzstoff
kombiniert wird, um es zu verdicken. Dieses Zusatzmittel aber habe
eine deutlich geringere schädliche Auswirkung auf die Umwelt als
Napalm.
Nach Ansicht des Rüstungsexperten Ottfried Nassauer haben Napalm und
MK-77 allerdings die gleiche Wirkung. "Egal, ob man für eine
Apfelschorle klaren oder trüben Saft verwendet, es bleibt eine
Apfelschorle", sagte der Leiter des Berliner Informationszentrums für
transatlantische Studien der Süddeutschen Zeitung. "Der Sauerstoff
wird beim Einsatz beider Waffen aus der Luft gesaugt, Menschen werden
rapide bewusstlos und sterben." Deshalb würden die amerikanischen
Soldaten beim Einsatz von MK-77 selber nach wie vor von Napalm
sprechen, sagte Nassauer.
Das US-Militär rechtfertigte am Donnerstag den Einsatz dieser Waffen.
"Die Bomben seien dazu geeignet, mit einem schwierigen Feind
umzugehen und gleichzeitig das eigene Leben zu schützen", sagte ein
Sprecher des Pentagon. Es gebe keine internationale Konvention, die
den Einsatz dieser Munition verbiete.
Rüstungsexperte Nassauer räumte ein, dass die BrandbombeMK-77 nicht
ausdrücklich verboten sei, auch wenn sie moralisch geächtet werde.
Entscheidend sei, ob mit ihr ausschließlich militärische Ziele
bekämpft würden und keine Zivilisten in der Nähe seien.
1000 weitere Bomben geplant
Das amerikanische Verteidigungsministerium plant nach Informationen
der San Diego Union Tribune für die kommenden beiden Jahre den Kauf
von weiteren tausend der umstrittenen Brandbomben. Der Antrag sei dem
Kongress bereits im Februar übermittelt worden. Im Militärhaushalt
2004 sieht das Pentagon dafür mehr als 3,6 Millionen Dollar vor.
Die USA werden seit langem wegen der von ihnen eingesetzten Waffen
kritisiert. Im Irak–Krieg setzte die US-Armee auch umstrittene
Streubomben ein.
Menschenrechtler fordern ein Verbot dieser Waffen, weil sie auf einer
großen Fläche niedergehen, oft Zivilisten treffen, und durch nicht
detonierte Teile eine langfristige Gefahr für die Bevölkerung
darstellen.
Streubomben öffnen sich nach dem Abwurf und setzen dabei zahlreiche
Splitterbomben oder Minen frei.
Zudem setzten die US-Truppen mit abgereichertem Uran gehärtete
Munition ein, die besonders dicke Panzerungen durchschlagen kann.
Zwar ist die Strahlung der Munition gering, bei der Explosion der
Geschosse wird jedoch Uranstaub frei, der im Verdacht steht,
krebserregend zu sein.
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Waffentechnik
USA warfen im Irak geächtete Brandbomben ab
Das amerikanische Verteidigungsministerium hat den Einsatz
international umstrittener Brandbomben im Irak-Krieg eingeräumt. Zwar
handelte es sich nicht um die völkerrechtlich geächteten
Napalmbomben, die Waffen haben jedoch die gleiche Wirkung.
Von Frank Nienhuysen
(SZ vom 09.08.2003) – Flugzeuge der US-Marineinfanterie hätten die
Feuerbomben vom Typ MK-77 mindestens einmal in der Nähe von Safwan an
der irakisch-kuwaitischen Grenze abgeworfen, sagte ein Sprecher des
Verteidigungsministeriums am Donnerstag in Washington.
Das Pentagon bestritt zugleich, dass es sich bei den Brandbomben um
Napalm gehandelt habe. Nach Ansicht von Rüstungsexperten haben
MK-77-Waffen jedoch „die gleiche Wirkung“ wie das Gemisch, das von
den USA in Vietnam eingesetzt wurde.
Der umstrittene Einsatz der Brandbomben fand im März beim Angriff der
US-Truppen auf einen irakischen Militärbeobachter-Posten statt. Nach
einem Bericht des Sydney Morning Herald ging Safwan Hill damals "in
einem riesigen Feuerball" auf.
Die Zeitung San Diego Union Tribune berichtete von einem Angriff mit
Dutzenden solcher Bomben am Fluss Tigris, der dabei half, den Weg
nach Bagdad freizumachen. Sie zitierte einen amerikanischen
Kommandeur mit den Worten: "Wir nahmen beide Brücken mit Napalm unter
Feuer. Die Generäle lieben Napalm. Es hat einen großen
psychologischen Effekt."
Noch im März hatte Tim Blair, ein Sprecher des
US-Verteidigungsministeriums, gesagt, "die amerikanischen
Streitkräfte haben kein Napalm im Irak eingesetzt und werden dies
auch nicht tun". Nach Informationen der ARD verwendeten die
Amerikaner im Irak binnen 30 Tagen 30 Kanister des Napalm ähnlichen
Stoffs.
USA: Napalm völlig vernichtet
Der Einsatz von Napalm wird international geächtet und widerspricht
dem Geist der Genfer Konvention, die Waffen verbietet, mit denen der
Zivilbevölkerung unnötiges Leid zufügt wird.
Das US-Militär weist allerdings den Vorwurf zurück, dass es sich bei
der MK-77-Waffe überhaupt um Napalm handelt. "Die chemische
Zusammensetzung ist unterschiedlich. Es sind zwei verschiedene Waffen
mit ähnlich destruktiven Merkmalen", sagte ein Militärsprecher.
Die letzten Napalm-Bestände aus der Vietnam-Zeit seien vor zwei
Jahren vernichtet worden. Nach amerikanischer Darstellung handelt es
sich bei MK-77 um Flugzeugkerosin, das mit einem Zusatzstoff
kombiniert wird, um es zu verdicken. Dieses Zusatzmittel aber habe
eine deutlich geringere schädliche Auswirkung auf die Umwelt als
Napalm.
Nach Ansicht des Rüstungsexperten Ottfried Nassauer haben Napalm und
MK-77 allerdings die gleiche Wirkung. "Egal, ob man für eine
Apfelschorle klaren oder trüben Saft verwendet, es bleibt eine
Apfelschorle", sagte der Leiter des Berliner Informationszentrums für
transatlantische Studien der Süddeutschen Zeitung. "Der Sauerstoff
wird beim Einsatz beider Waffen aus der Luft gesaugt, Menschen werden
rapide bewusstlos und sterben." Deshalb würden die amerikanischen
Soldaten beim Einsatz von MK-77 selber nach wie vor von Napalm
sprechen, sagte Nassauer.
Das US-Militär rechtfertigte am Donnerstag den Einsatz dieser Waffen.
"Die Bomben seien dazu geeignet, mit einem schwierigen Feind
umzugehen und gleichzeitig das eigene Leben zu schützen", sagte ein
Sprecher des Pentagon. Es gebe keine internationale Konvention, die
den Einsatz dieser Munition verbiete.
Rüstungsexperte Nassauer räumte ein, dass die BrandbombeMK-77 nicht
ausdrücklich verboten sei, auch wenn sie moralisch geächtet werde.
Entscheidend sei, ob mit ihr ausschließlich militärische Ziele
bekämpft würden und keine Zivilisten in der Nähe seien.
1000 weitere Bomben geplant
Das amerikanische Verteidigungsministerium plant nach Informationen
der San Diego Union Tribune für die kommenden beiden Jahre den Kauf
von weiteren tausend der umstrittenen Brandbomben. Der Antrag sei dem
Kongress bereits im Februar übermittelt worden. Im Militärhaushalt
2004 sieht das Pentagon dafür mehr als 3,6 Millionen Dollar vor.
Die USA werden seit langem wegen der von ihnen eingesetzten Waffen
kritisiert. Im Irak–Krieg setzte die US-Armee auch umstrittene
Streubomben ein.
Menschenrechtler fordern ein Verbot dieser Waffen, weil sie auf einer
großen Fläche niedergehen, oft Zivilisten treffen, und durch nicht
detonierte Teile eine langfristige Gefahr für die Bevölkerung
darstellen.
Streubomben öffnen sich nach dem Abwurf und setzen dabei zahlreiche
Splitterbomben oder Minen frei.
Zudem setzten die US-Truppen mit abgereichertem Uran gehärtete
Munition ein, die besonders dicke Panzerungen durchschlagen kann.
Zwar ist die Strahlung der Munition gering, bei der Explosion der
Geschosse wird jedoch Uranstaub frei, der im Verdacht steht,
krebserregend zu sein.