"Flatten the Curve" war und ist immer das Ziel der Maßnahmen gewesen. Egal ob man nun über Verdopplungszeit, R-Werte oder inzidenzen gesprochen hat, es ging immer darum, die Entwicklung so abzuschwächen, dass die Intensivstationen nicht überlastet sind.
Die einen sagen, da die Intensivstationen nicht überlastet waren, waren die Maßnahmen unnötig. Die anderen sagen, die Maßnahmen waren erfolgreich, weil man eine Überlastung der Intensivstationen vermieden hat.
Im Moment stehen wir aber in gewisser Weise an einem Scheideweg. Vieles deutet darauf hin, dass die Impfungen dazu geführt haben, dass die Sterblichkeit so nachgelassen hat, dass die Inzidenz als Maßzahl ausgedient hat, bzw. nicht mehr so verwendet werden kann, wie bisher. Boris Johnson lockert deswegen komplett. Die Niederländer wollten das auch, aber haben erst mal einen Rückzieher gemacht.
Das Problem im Moment ist, dass man letzlich nicht weiß, was passiert, wenn man massiv lockert. Es gibt die Befürchtung, dass dann die Belegung auf den Intensivstationen vielleicht doch durch die Decke geht. Was dann wieder massivere Maßnahmen erfordern würde. Und das will man natürlich vermeiden.
Im Moment sind wir in einer guten Situation, mit wenigen Maßnahmen und geringen Inzidenzen. Das könnte man verspielen. Andererseits muss man natürlich irgendwann auch wieder aus dem Krisenmodus rauskommen, und vielleicht ist der Moment gar nicht so schlecht dafür.
Wenn es meine Entscheidung wäre, würde ich noch etwa einen Monat abwarten. Dann wird man spätestens sehen, wie das englische Experiment ausgegangen ist. Geht es gut, kann man wohl darüber nachdenken, auch die letzten Maßnahmen aufzuheben. Geht es schlecht aus, muss man sich wohl was anderes überlegen.