Abwarten und Tee trinken schrieb am 17.07.2021 23:20:
Wenn das der dominierende Faktor wäre, hätten die Kontaktverfolgungen in diversen Ländern nicht funktioniert.
Lassen wir den Konjunktiv weg: Dies ist ein Grund wieso die Kontaktverfolgung kaum/nicht funktioniert hat.
Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit nicht 0, dass Dich ein infektionsfähiges SARS-CoV-2 über eine Distanz von 100 m erreichen kann.
100 m wäre eine Mensch-zu-Mensch Ansteckung. Viren werden mit der Atmosphäre um die Welt getragen - über Kontinente.
Aber sie ist wohl so gering, dass man es vernachlässigen kann ...
Die Konzentration ist tatsächlich gering, aber schon sehr geringe Konzentrationen sind nicht vernachlässigbar, weil wir Millionen von Menschen haben die jede Minute 7.5 Liter Luft "filtern".
Die Schweiz atmet etwa 100'000'000 m³ Luft pro Tag. Im Sommer kommt es dabei zu vielleicht 10 Zufallsansteckungen, im Winter bis zu 1000, also eine Zufallsansteckung pro 100'000 m³ Luft.
... auf diese Distanz hinreichende Infektionsdosen abzubekommen.
Nehmen wir an, jedes Virion kann mit einer Wahrscheinlichkeit von p=1/1000 in eine menschliche Zelle eindringen und sich dann vervielfältigen. Virionen sind dabei unabhängig voneinander - sie koordinieren sich weder direkt noch indirekt untereinander.
Einzelner Mensch: Bekommt ein Mensch 100 Viren ab hat er eine Wahrscheinlichkeit von etwa 10% sich zu infizieren. Bei 1000 Viren sind es etwa 63% und bei 4000 Viren 98%.
Gruppe: Bekommen 1000 Menschen je ein Virion ab steckt sich im Durchschnitt einer davon an.
Die hinreichende Infektionsdosis ist übrigens sehr unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Ein fitter Körper mit guter Immunität kann mehrere Grössenordnungen mehr Viren "ertragen" als ein angeschlagener Körper mit schlechter Immunität. Darum erkälten sich manche Menschen drei Mal pro Winter, und andere gar nicht.
Wenn man bei Kontaktverfolgungen die Erreger sequenzieren würde, würde man überwiegend Übertragungen durch nahen Kontakt sehen.
Zahlenmässig sind die meisten Übertragungen tatsächlich Mensch-zu-Mensch-Ansteckungen. Auf jede Zufallsinfektion kommen mehrere Mensch-zu-Mensch-Ansteckung. Der lokale Cluster wird durchinfiziert. Aber eben nur der lokale Cluster.
Grosse Cluster (mehrere 1000 Menschen) werden zu Beginn einer Pandemie sehr rasch erfasst. Am Ende gibt es nur noch kleine infizierbare Cluster (1 - 10 Menschen). Verändert sich das Verhalten der Menschen können wieder grössere Cluster entstehen.
Gäbe es die Zufallsansteckungen nicht würde eine Pandemie sehr schnell zum Erliegen kommen. Darum ist dies der Treiber.
4 Minuten Sonnenlicht (UV-A + UV-B) zerstören bereits in Europa 90% der Viren auf Oberflächen in Bodennähe. 4 Std > 99,99%.