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Avatar von alt_und_naiv
  • alt_und_naiv

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Re: Wenn Omicron dominant ist

Two Moon schrieb am 10.12.2021 14:20:

Eine Impfpflicht ist eine politische Entscheidung, die dank einer Antiimpfkampagne mit Propagandalügen (angeblich massive Zahl von Impftoten, an die Nachkommen vererbbare Sterilität (wow!), ...) wahrscheinlich erst als erforderlich angesehen wird.

Der "Antiimpfkampagne mit Propagandalügen" stimme ich zu. Das sehe ich auch so. Allerdings gab es auch eine Pro-Impfkampagne mit sehr geschönten Versprechungen.

Man ist hier in einem Dilemma, das man nicht wirklich beheben kann. Bei der Aufklärung von Patienten wird ein Arzt individuell darauf eingehen, wie genau z.B. ein Patient wissen möchte, wie es um ihn steht und was das bedeutet. Der eine Mensch will vielleicht nackte Zahlen sehen, welche Überlebenswahrscheinlichkeiten mit welchen Entscheidungen verbunden sind, der andere möchte eine realistische, aber eher verkürzte semiquantitative Darstellung und wieder andere wollen eher ein "Was würden Sie denn machen, wenn Sie in meiner Situation wären" hören. Es ist eine Kunst, die Menschen so aufzuklären, dass ihre Entscheidung ihren eigenen Willen abbildet und nicht durch ärztliche Suggestion in die eine oder andere Richtung gedrängt wird. Hier aber haben wir das Problem, dass die Aufklärung zu Impfungen eben nicht im Rahmen eines individuellen 4-Augen-Gesprächs stattfindet, sondern im Rahmen einer kollektiven Informationsübermittlung ohne wirkliche Rückfragemöglichkeit und vor dem Hintergrund von gezielten Dissonanzen, die eine kleine Personengruppe erzeugt, die mit Horror"aufklärung" eine negative Impfentscheidung bei möglichst vielen Leuten erzeugen möchte. Die Regierung hatte nie eine Chance, die Bevölkerung wirklich adäquat aufzuklären und hat natürlich eine Tendenz zur Impfung zu vermitteln versucht.
Die Entscheidung zur Impfung dürfte rational die beste Wahlmöglichkeit sein, aber selbst ein Drosten hat es mit seiner hervorragenden Öffentlichkeitsarbeit nicht geschafft, alle verunsicherten Menschen abzuholen. Daher ist die Einführung einer Impfpflicht wohl verständlich und wird hoffentlich dazu führen, dass die Bevölkerungsimmunität zunehmend besser aufgestellt wird.
Leute wie Wodarg und Bhakdi sollten mal in sich gehen und ihre Einwände auf der wissenschaftlichen Ebene zu diskutieren versuchen, statt jegliches Regierungshandeln ohne Fakten zu torpedieren.

Ich glaube aber die Impfpflicht wird noch aus anderen politischen Gründen als "erforderlich" angesehen, nämlich weil die Politik im Zugzwang ist, aber außer Lockdown nichts mehr anzubieten hat, sich aber zum Lockdown (noch nicht) traut.

Das spielt sicherlich eine Rolle. Noch spannender wird die Frage, ob bei Omikron ein Lockdown in Mehrfamilienhäusern überhaupt noch die Übertragung verhindern kann.

Das alles reicht ja aber noch nicht als Rechtfertigung zu einer Impfpflicht wo der Fremdschutz nur noch über disfunktionale medizinische Krankenhausstationen erklärt werden kann. Und nicht einmal mit der Sicherheit, die für einen solchen Grundrechtseingriff schon nötig sein sollte.

Würde SARS-CoV-2 seine Opfer still, leise und schnell töten, hätte es wahrscheinlich nie einen Lockdown oder andere Maßnahmen, sondern nur so 800000 Tote gegeben, sehr zum Wohle der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Wir leben schließlich im Zeitalter des Neoliberalismus. (Hinweis: Boris Johnson hat das Durchlaufen der Pandemie versucht, Bolsonaro hat es versucht, ...)

Und die allzeit lockeren Schweden liegen mit 160 noch immer auf Platz zwei. Die beiden Fälle lassen doch staunen und ziehen so einiges in Zweifel.

Und warum stehen bei Worldometer für Schweden nur noch sehr lückenhafte Informationen zur Verfügung, also z.B. Daten vom 09., 08., 07., 03., 02. und 01.12?
Die Schwedische Regierung steht unter massivem Erfolgsdruck, höher als in jedem anderen europäischen Land. Interpretieren musst Du das schon selbst.

Je näher sich das Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze annähert, umso schwerwiegender wird die Verschwendung von Intensivbetten durch Nichtimpfung.

Man könnte auch sagen. Je mehr Mitarbeiter man in der Pflege durch Impfpflicht verliert - und wenn es nur wenige Prozent oder Promille sind - desto näher nähert sich das Gesundheitssystem der Belastungsgrenze.

Eine Impfpflicht im März hat heute keine Bedeutung, das ist reine Symbolpolitik.

Dann kritisiere die nicht vorhandenen Einreisequarantänen. Durch die hätte man Omikron eventuell bis zum Vorhandensein eines Impfstoffes aufschieben können. Aber wir sind ja gut aufgestellt ...

Ja, da hätte man vieles besser machen können, ist aber nun in Bezug auf Omikron schon zu spät.
Einreisequarantänen sind aber nur in Bezug auf außer-EU-Land wirklich sinnvoll. Innerhalb der EU kann man solche Quarantäten nicht lange durchhalten. Ich wohne hier im Dreiländereck D-B-NL und bin ständig auch in den beiden Nachbarländern. Eine Quarantäne ist hier ein schlechter Witz. Haben sie auch mal versucht zwischenzeitlich, aber das wird massenhaft und notwendigerweise umgangen.

Ich sage nicht erst seit gestern, dass die EU eine funktionelle Halbinsel ist. Bei 8 Nachbarstaaten ist das Schließen unserer nationalen Grenzen schwierig, aber bei Quarantänen der EU-Grenzen entbehrlich.

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