Ansicht umschalten
Avatar von Two Moon
  • Two Moon

mehr als 1000 Beiträge seit 30.05.2017

Re: ...

Pnyx (1) schrieb am 09.12.2021 02:03:

Es gab mal eine Zeit, in der die Auseinandersetzung ums Thema durchaus sektiererische Ausmasse hatte. Auch die Argumente waren ähnliche. Auch da gings viel um Freiheit. Anderweitig hinkt der Vergleich allerdings. Wenn einer unangegurtet einen Unfall baut, hat ausschliesslich er zusätzlichen Schaden, was leider bei der Impfung gegen eine neue Seuche anders ist. Auch die zusätzliche Belastung der Gesellschaft im Allgemeinen und des Gesundheitssystems im Besonderen ist im Gurtenfall nicht kritisch, weil die Unfälle ja nicht zeitlich derart gehäuft auftreten wie Infektionen mit einem hochansteckenden Vektor.

Das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigengefährdung ist also ein wesentlich anderes. Diesbezüglich der bessere Vergleich ist der mit Fahren under the influence, meist besoffen. Auch dort ist allerdings das Häufungsproblem kaum gegeben.

Das sind nun drei Fälle, in denen abgewogen werden muss, in welchem Mass der Staat, gemäss seiner eigenen Verfassung, die Pflicht hat, Druck in eine bestimmte Richtung aufzusetzen. Und natürlich, in welcher Form. Und im Rahmen dieser Abwägung, der Diskussion dazu, ist der Aspekt der Fremdgefährdung ein wesentlicher. Darum wissen auch die eingefleischten Gegner - sollte man sie Impfphobiker nennen? -, andernfalls wären sie nicht ständig so eifrig mit dem Versuch beschäftigt, die Wirksamkeit der Impfung infrage zu stellen. Je niedriger diese ist, umso entlasteter stehen sie da. Die soziale Komponente der Frage lässt sie nicht kalt, das ist offensichtlich. Das erkennt man auch am Versuch offensiv auf positives Terrain zu kommen, der durch das Spaltargument noch negativ eingeleitet wird, aber dann in Friede Freude Eierkuchen-Slogans mündet. Ein Versuch, sich als die Guten zu definieren, zu einem gut Teil auch Selbstvergewisserung. Es reicht nicht, vorne, bei den kritischen Durchschauern zu stehen, man muss auch zu den eigentlich Guten gehören.

Beides bestreite ich. Weder durchschauen sie, was in einer kapitalistisch verfassten Gesellschaft wirklich abgeht, noch ist ihre Haltung menschenfreundlich. Sie ist vielmehr objektiv menschengefährdend, sowohl die Weigerung sich impfen zu lassen, als auch zuvor und immer noch, die Weigerung in Situationen, in denen es angezeigt ist, Maske aufzusetzen. Und da komm ich dann ein wenig von meinen gehobenen Begrifflichkeiten herunter und nenn es, sozusagen lutherisch, asozial, noch umgangssprachlicher asi.

Was Sie da beschreiben trifft für einen größeren Teil der Impfverweigerer mit Sicherheit genau so zu. Wie groß genau dieser Teil ist, mag ich aber nicht zu beurteilen. Sicher bin ich mir hingegen aber darüber, dass es abseits dieser Gruppe noch eine große Menge anderer Impfverweigerer gibt, mit ganz unterschiedlichen Motiven, die sehr deutlich von ihrer Beschreibung abweichen. Daher sollte man diese Ihre Beschreibung hier auch nicht zum Stereotyp für Impfverweigerer machen.
Und deswegen sehe ich es auch kritisch Impfverweigerer pauschal moralisch zu verurteilen, auch wenn das Label asozial für einige oder auch viele von denen sicher zutreffend ist.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten