(Gastkommentar von Alois Schöpf im Standard)
Warum Impfpflichtgegner wütend werden
Die Pandemie kommt vielen wie ein ideologischer Hausfriedensbruch vor. Ans Gemeinwohl zu denken war ihnen fremd, Solidarität sowieso. Das bittere Fazit: Gut gelebt, falsch gedacht[...] Unvermutet eröffnete sich dabei ein Defizit, das sich aus der unhinterfragten Selbstbeauftragung der Bürgerinnen und Bürger westlicher demokratischer und liberaler Gesellschaften ergibt: sich in Erfüllung des höchsten Lebensziels selbst verwirklichen zu müssen. Dass diese Selbstverwirklichung nur auf Basis eines funktionierenden Staates, eines funktionierenden Gesundheitssystems oder funktionierender Straßenbahnen, um nur drei Beispiele zu nennen, überhaupt möglich ist, geriet, da ja alles reibungslos funktionierte, dabei ebenso aus dem Blickfeld wie das Ideal des "bonum commune", des Gemeinwohls.
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Wut und Raserei über die Impfpflicht resultieren daher sehr oft aus einem ideologischen Hausfriedensbruch, mit dem uns als uns selbst verwirklichen müssenden Individuen die Pandemie und staatliche Schutzmaßnahmen konfrontiert haben. [...]
- https://www.derstandard.at/story/2000132139794/warum-impfpflichtgegner-wuetend-werden