Nein, so sehr hoch ist die Mutationsrate von SARS-CoV-2 nicht. Ja, inzwischen hat sich bei der Vielzahl von weltweiten Infektionsfällen eine ziemliche Zahl von, auch wiederholt unabhängig entstandenen Mutation in der zirkulierenden Viruspopulation entwickelt. Ja, die allermeisten dieser Mutationen stellen quasi ein neutrales, sich nicht wesentlich auf die Viruseigenschaften auswirkendes Hintergrundrauschen dar. Interessant sind aber die wenigen Mutationen, die ihrem Virus dazu verhelfen, sich in der Population "evolutionär" durchsetzen zu können (wären im Augenblick wohl 3 bestätigte und 2 nicht ganz so stark verbreitete mutierte Stämme). Die Vermutung, daß diese Durchsetzungsfähigkeit mit den Mutationen zu tun hat, lässt sich bestätigen, weil die Schlüsselmutationen dafür zu einem verstärkten und festeren Binden des Virus an den ACE-2 Zielrezeptor des Virus auf der zu infizierenden Zielzelle beruhen. Auswirkung der Mutationen auf den Epidemie-Verlauf kann sein, daß weniger von einem fester bindenden Virus ausreicht, um ein neues Infektionsereignis bei einem gesunden Menschen zu starten. Auswirkung der Mutationen auf den individuellen Krankheitsverlauf kann sein, daß der Virus vom Ort der Erstinfektion ausgehend sich schneller im Körper verbreitet und zu im Durchschnitt schwereren Verläufen führt. Befürchtet und in Teilen noch unklar ist, ob ein auf dem unmutierten Wuhan-Ausgangsvirus aufbauender Impfstoff (unabhängig vom jeweils verwendeten Vakzine-Prinzip) eine Immunität inklusiver sogenannter neutraliserender Antikörper aufbaut, die eine Infektion durch die mutierten Virenstämme verhindern kann.
Das ist die gegenwärtige Ist-Situation, wegen der der Ball steil gespielt wird. Unklar ist, ob bei den natürlich in der Zukunft zu erwartenden neuen Mutationen weitere die Virus-Eigenschaften stark beeinflussenden Mutationen entstehen werden, ist halt Kristallkugel. Noch Fragen?